Bei einer digitalen Pressekonferenz am 9. Dezember 2020 wurden die Jahrbücher vorgestellt und auf Fragen von Journalisten beantwortet.
„Wo Religionsfreiheit eingeschränkt wird, müssen Menschen um ihr Leben fürchten“
Vorstellung der Jahrbücher „Religionsfreiheit 2020“ sowie „Verfolgung und Diskriminierung von Christen”
Frankfurt am Main, 9. Dezember 2020 – Bilanz der weltweiten Religionsfreiheit: Am 9. Dezember 2020 stellten die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Weltweite Evangelische Allianz die Jahrbücher 2020 „Religionsfreiheit” und „Verfolgung und Diskriminierung von Christen” im Rahmen einer Video-Pressekonferenz vor.
Die umfassenden Jahrbücher, die seit 2013/2014 jährlich erscheinen, gehören zu den wichtigsten und umfangreichsten deutschsprachigen Publikationen zu diesem Thema. Die aktuelle Ausgabe des Jahrbuchs „Religionsfreiheit 2020“ analysiert unter anderem die Hintergründe der Umwandlung der Hagia Sophia als Moschee sowie die Verfolgung der Bahá’í im Iran, der Sikhs in Afghanistan und der Ahmadi in Pakistan. Außerdem wird auf die Diskriminierung von Wanderarbeitern und Christen in Indien, den Anstieg religiös motivierter Gewalt in Sri Lanka sowie auf die Repressionen gegenüber religiösen Minderheiten in China eingegangen. Es stellt zudem dar, dass Muslime in Indien für Verbreitung des Coronavirus verantwortlich gemacht werden.
Themenbeispiele:
Muslime in Indien für Verbreitung des Coronavirus verantwortlich gemacht
Indische Behörden geben den Muslimen im Land die Schuld an der Verbreitung des Coronavirus. So gaben sie bekannt, dass Schätzungen zufolge mehr als ein Drittel der Fälle des Landes mit der Gruppe Tablighi Jamaat in Verbindung stehen, die im März 2020 in Indien eine große Predigerversammlung abhielt. In Folge dessen wurden junge muslimische Männer, die Nahrungsmittel an die Armen verteilten, mit Kricketschlägern angegriffen. Andere Muslime wurden verprügelt, aus ihren Vierteln vertrieben oder in Moscheen angegriffen. Im Bundesstaat Punjab wurden über Lautsprecher an Sikh-Tempeln Botschaften ausgestrahlt, in denen die Menschen aufgefordert wurden, keine Milch von muslimischen Milchbauern zu kaufen, da diese mit dem Coronavirus infiziert sei.
Christliches Leben soll in China aus der Öffentlichkeit verschwinden
Auch nach dem Ausbruch der COVID-19-Krise in Wuhan hält die Verfolgung von Christen und die Zerstörung von Gotteshäusern in der Volksrepublik China weiter an. So wurde am 13. März 2020 von einer Kirche im Bezirk Guoyang in der Provinz Anhui das Kreuz abgenommen. Im Jahrbuch wird dargelegt, dass die Kommunistische Partei Chinas um jeden Preis sicherstellen möchte, dass christliches Leben in der Öffentlichkeit nicht mehr existiert. Diese Maßnahmen richten sich zum Beispiel auch gegen Christen, die öffentlich für ein Ende der Pandemie beten. So wurde Sun Feng aus Zibo City am 7. Februar 2020 in der Provinz Shandong festgenommen, weil er wenige Tage zuvor in einem Online-Mitteilungsdienst dafür geworben hatte, neun Tage lang für ein Ende der Coronavirus-Krise zu beten und zu fasten.
Verfolgung der Ahmadi in Pakistan
Mit der Verfassungsänderung von 1974 wurden die Ahmadi in Pakistan offiziell zu Nicht-Muslimen und damit zu verbotenen Sektierern erklärt. Obwohl sie ihrem Selbstverständnis nach Muslime sind, werden seit 1984 alle Äußerungen unter Strafe gestellt, in denen sie sich als Muslime bezeichnen. Somit fällt jede Lebensäußerung ihres Glaubens unter den Strafbestand der Blasphemie. Dadurch ist die staatliche Verfolgung legitimiert, Hass und Denunziationen sind rechtlich gestützt und können nicht verfolgt werden.
Informationen zu den Jahrbüchern
Beide Jahrbücher werden von der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, dem Internationalen Institut für Religionsfreiheit und den Arbeitskreisen zur Religionsfreiheit der drei deutschsprachigen Allianzen, der Deutschen Evangelischen Allianz, der Schweizerischen Evangelischen Allianz und der Österreichischen Evangelischen Allianz herausgegeben. Prof. Dr. mult. Thomas Schirrmacher ist federführender Herausgeber der Jahrbücher. Beide Bücher sind gemeinsam als Wendebuch mit insgesamt 648 Seiten zum Preis von 12 Euro über den örtlichen Buchhandel erhältlich, stehen aber auch zum Download als pdf zur Verfügung.
Herausgeber der Jahrbücher Prof. Dr. mult. Thomas Schirrmacher
Uwe Heimowski, Quelle: DEA.
Martin Lessenthin
Zitate:
Prof. Dr. mult. Thomas Schirrmacher, Herausgeber der Jahrbücher Religionsfreiheit und Christenverfolgung, President of the Council of the International Society for Human Rights (ISHR)
„Für Religionsfreiheit ist der Lackmustest, ob man dieselben Rechte, die man für die eigene Religion und Weltanschauung einfordert auch allen anderen Religionen und Weltanschauungen zugesteht, ja eigentlich noch besser, sich für diese aktiv einsetzt.“
Uwe Heimowski, Beauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz e.V. am Sitz des Bundestages und der Bundesregierung
„Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht. Wo die Religionsfreiheit eingeschränkt oder umgedeutet wird, müssen Menschen um ihre Existenz und ihr Leben fürchten. Mit der Einschränkung der Religionsfreiheit gehen Einschränkungen anderer Freiheitsrechte und zivilgesellschaftliche Institutionen Hand in Hand. Das Jahrbuch Religionsfreiheit wird seit Jahren nicht müde, auf diese menschenrechtlichen Zusammenhänge hinzuweisen.“
Martin Lessenthin, Sprecher des Vorstands der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Deutsche Sektion e.V.
„Diese beiden Publikationen sind im Laufe der Jahre zu den Standardwerken zu diesem Thema geworden. Darin spiegeln sich die Länder-Kenntnisse, das fundierte Menschenrechtswissen sowie die jahrzehntelange Erfahrung der beteiligten Organisationen wider. Durch unser Netzwerk möchten wir auch in Zukunft dazu beitragen, die Religionsfreiheit weltweit zu schützen sowie über religiös Verfolgte zu informieren.“
Thomas Schirrmacher und Martin Warnecke (Hg.). Jahrbuch Verfolgung und Diskriminierung von Christen 2020. Studien zur Religionsfreiheit Bd. 35. Verlag für Kultur und Wissenschaft: Bonn, 2020. ISBN 978-3-86269-198-2. Pb. 372 S. (Wendebuch: 648 S.)
Hinweis für die Redaktionen:
Die neuen Jahrbücher Religionsfreiheit sowie die der Jahre 2015 bis 2019 stehen online unter URL: https://iirf.eu/journal-books/german-yearbooks/ zum Download bereit.