Dr. Hamid Gharehhassanloo

Der 53-jährige Facharzt für Radiologie Dr. Hamid Gharehhassanloo wurde aufgrund willkürlicher Vorwürfe zu 15 Jahren Haft im Exil verurteilt. Seine Frau wurde zu fünf Jahren Haft im Exil verurteilt.

Zu 15 Jahren Haft in Exil verurteilt

Dr. Hamid Gharehhassanloo
Geburtsdatum: –

Festnahme: November 2022

Inhaftiert in: Karaj-Gefängnis

Vorwurf: „Beteiligung am Tod des Basiji-Milizionärs“

Urteil: 15 Jahre Haft in Exil

Der Facharzt für Radiologie und Mäzen Dr. Hamid Gharehhassanloo wurde aufgrund willkürlicher Vorwürfe zur einer 15-jährigen Haftstrafe verurteilt. Der zweifache Familienvater ist seit 26 Jahren als Arzt tätig. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Laborwissenschaftlerin Farzaneh Gharehhassanloo ist er für sein soziales Engagement bekannt. Das Ehepaar hat den Bau mehrerer Schulen in ärmeren Regionen in Iran finanziert und spendet regelmäßig für öffentliche Krankenhäuser. Politische Aktivitäten sind aus der Vergangenheit nicht bekannt. Seine Ehefrau Farzaneh Gharehhassanloo wurde wegen Mittäterschaft zu 5 Jahren Haft in Exil ohne Besuchsrecht verurteilt.

Auf dem Nachhauseweg medizinische Hilfe geleistet

Am 3. November 2022 nahm er gemeinsam mit seiner Frau an einer Demonstration in Gedenken an die bei einer Demonstration getöteten 22-jährigen Hadith Najafi teil. Auf dem Rückweg blieben sie im Verkehr stecken, änderten ihre Route und kamen an einem Ort vorbei, an dem uniformierte Kräfte des Regimes protestierende Menschen an-griffen, wobei viele Demonstranten verletzt und zwei getötet wurden. Bei der dadurch entstandenen Massenpanik wurde auch ein Geistlicher (Mullah) verletzt. Augenzeugen zufolge habe sich Dr. Ghareh Hassanloo um dessen medizinische Erstversorgung und zeitnahe Einlieferung ins Krankenhaus gekümmert.

Eine weitere Person, der Basiji-Milizionär Rouhollah Ajmian, wurde am selben Tag angeblich durch Messerstiche tödlich verletzt. Augenzeugen berichten ebenfalls, der Arzt habe versucht, weitere Angreifer vom Verletzten fernzuhalten, um seine medizinische Versorgung zu ermöglichen.

Verhaftung und Schauprozess

Anschließend wurde Dr. Hamid Gharehhassanloo verhaftet, wobei er massiv geschlagen wurde, so dass er mehrfache Rippenbrüche und einen Pneumothorax („Kollaps“) des linken Lungenflügels erlitt. Darüber hinaus sind auf Bildern großflächige Hämatome (Blutergüsse) der Gliedmaße sowie am Rumpf zu erkennen. Es wird berichtet, dass er aufgrund dieser Verletzungen mehrfach behandelt und auch operiert werden musste. Über seinen aktuellen Gesundheitszustand gibt es keine Erkenntnisse; den Bildaufnahmen der staatlichen Medien zufolge hat er persönlich an der Gerichtsverhandlung teilgenommen.

Dem Arzt wird vorgeworfen, am Tod des Basiji-Milizionärs mit verantwortlich zu sein und die Tat per Smartphone gefilmt zu haben. Es ist aber anzunehmen, dass seine Teilnahme an der genannten Trauerfeier, die als Protest gegen das Regime aufgefasst wird, eher der Grund sein dürfte. Gerade angesehene Persönlichkeiten, die sich der Protestbewegung anschließen, sind gewichtige Stimmen, die durch Anschuldigungen dieser Art diskreditiert werden sollen. Todesurteile, gefällt in unfairen Schnellverfahren sollen Protestierende einschüchtern und die Protestbewegung damit ideell niederschlagen. Als Grundlage für die Anklageschrift wurde ersten Erkenntnissen nach das Geständnis seiner Ehefrau, das unter Folter erpresst worden ist, verwendet. Das „Verfahren“ selbst dauerte drei Tage, einen Strafverteidiger durften sich die Angeklagten selbst nicht bestellen. Der vom Gericht zugeteilte Anwalt habe Dr. Gharehhassanloo nahegelegt, sich schuldig zu bekennen. Das Gesuch des in Iran prominenten Strafverteidigers und Aktivisten Mahmoud Alizadeh-Tabatabaei, den Arzt zu verteidigen, wurde abgelehnt.

Am 23.08.2023 bestätigte der Oberste Gerichtshof die 15-jährige Haftstrafe im Exil. Seine Ehefrau, Farzaneh Gharehhassanloo wurde zu fünf Jahren Haft im Exil verurteilt. Am 29. August 2023 brachte man Hamid in das Yazd-Gefängnis und seine Ehefrau Farzaneh in das Mashhad-Gefängnis, um die Haftstrafe anzutreten.

Audiobotschaft

Am „Tag des Arztes“ im Iran, den 23.08.2023, bedankte sich der Radiologie in einer Audiobotschaft für die internationale Unterstützung aus dem Gefängnis. Er betonte abermals seine Unschuld und erinnerte die Zuhörer, dass das Regime ihn ohne jegliche Beweise und Zeugen unter Druck setzte. Er teilte ebenfalls mit, dass er psychisch gefoltert wurde. Nach der Veröffentlichung der Audiobotschaft Gharehhassanloos aus dem ,,Karaj-Gefängnis“ wurde das Telefon der Abteilung 15 seit dem 24. August 2023 abgeschaltet.

Stand: August 2023

So können Sie Hamid helfen:

Bitte schreiben Sie an die Botschaft der Islamischen Republik Iran und den Justizchef in Teheran, Gholamhossein Mohseni-Ejei. Fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung des Gefangenen:

Iranische Botschaft in Deutschland
Botschafter: Herr Mahmoud Farazandeh
Botschaft der Islamischen Republik Iran
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
E-Mail: info@iranbotschaft.de

Iranischer Justizchef 
Chief Justice Gholamhossein Mohseni-Ejei
The judiciary
Valiasr Avenue, Pastor Avenue, In front of Jami police station
Tehran
Islamic Republic of Iran

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