Fariba Kamalabadi

Die Entwicklungspsychologin, Mutter und Großmutter Fariba Kamalabadi wurde erneut zu zehn Jahren Haft verurteilt, nachdem sie am 31. Juli 2022 willkürlich festgenommen wurde. Sie gehört der religiösen Minderheit der Bahá’í an und wurde der Spionage und des Handelns gegen die nationale Sicherheit angeklagt.

Fariba Kamalabadi
Geburtsdatum: 12. September 1962

Verhaftet: 31. Juli 2022

Vorwurf: ,,Mitglied der Bahá’í-Spionagepartei“

Anklage: „Bildung und Verwaltung der Gruppe zum Zweck des Handelns gegen die nationale Sicherheit“

Urteil: zehn Jahre Haftstrafe, zwei Jahre Reiseverbot, zwei Jahre Aufenthaltsverbot in Teheran, zweijähriges Verbot der Arbeit für soziale Gruppen, Beschlagnahmung von Eigentum

Erneut zu zehn Jahren Haft verurteilt

Erste Verhaftung im Jahr 2008

Am 14. Mai 2008 wurde Fariba Kamalabadi erstmalig zusammen mit anderen Bahá’í inhaftiert und verbrachte mehrere Monate in Einzelhaft sowie ein Jahr im Gefängnis ohne Rechtsbeistand. Im Jahr 2010 wurde die 1962 Geborene aufgrund von angeblicher „Spionage“ und „Verbreitung von Propaganda gegen das Regime“ angeklagt und zu 20 Jahren Haft verurteilt. Sechs Jahre später wurde die Haftstrafe aufgrund eines neuen Gesetzes auf zehn Jahre reduziert, so dass sie 2017 freigelassen wurde. Am Tag ihrer Inhaftierung ging Kamalabadis Tochter noch zur Schule, heute ist sie selbst Mutter.

Erneute Haftstrafe

Am 31. Juli 2022 wurde Fariba Kamalabadi willkürlich inhaftiert und am 21. November 2022 nach einem einstündigen Prozess erneut zu zehn Jahren Haft verurteilt. Das Geheimdienstministerium behauptete, Kamalabadi sei Mitglied der angeblichen „Bahá’í-Spionagepartei“. Weiterhin wurde sie beschuldigt, an Gruppen teilzunehmen, die gegen die „nationale Sicherheit“ handeln und Kindern den Bahá’í -Glauben lehren und predigen. Somit würde sie gegen die islamische „Sharia“ agieren. Nach der Durchsuchung und Inhaftierung mehrerer Bahá’í wurden alle schließlich auf Kaution freigelassen, nur Kamalabadi und Mahvash Sabet – ebenfalls Bahá’í und Pädagogin – nicht.

Urteil bestätigt

Am 9. August 2023 bestätigte nun das Teheraner Berufungsgericht das Urteil. Zu ihrer Haftstrafe kamen zwei Jahre Reiseverbot, zwei Jahre Aufenthaltsverbot in Teheran, zweijähriges Verbot für soziale Gruppen zu arbeiten sowie die Beschlagnahmung von Eigentum – einschließlich ihres Computers und Mobiltelefons hinzu.

Yaran

Fariba Kamalabadi war Teil des informellen Bahá’í-Führungsgremiums „Yaran“ im Iran. Die Mitglieder organisierten eigene Hochzeiten sowie Beerdigungen und regelten die Erziehung der Kinder. Die Anschuldigungen gegen Fariba Kamalabadi sind völlig haltlos, da sich die informelle Gruppe „Yaran“ bereits nach ihrer ersten Inhaftierung aufgelöst hatte. Nach ihrem Urteil wurde Fariba Kamalabadi in die Frauenabteilung für politische Gefangene verlegt und befindet sich nun seit einem Jahr in Haft. Berichten zufolge teilte sie ihrer Familie mit, dass sie ihre Füße aufgrund des Platzmangels an die Wand stellen musste um schlafen zu können.

Selbst im Gefängnis aktiv

Im April 2023 nahmen im Rahmen des virtuellen Seminars: „Dialog zur Rettung Irans“ 40 politische und soziale Aktivisten sowie Menschenrechtsaktivisten sowohl innerhalb als auch außerhalb Irans teil – einige sogar aus dem Gefängnis. Kamalabadi gehörte zusammen mit Sabet zu den Gefangenen, die eine schriftliche Notiz weiterleiteten. Sie beschrieben die Krisen Irans als Folge der verfehlten Politik der Islamischen Republik und machten auf Inflation, Existenzprobleme und auf die Ausbreitung sozialer und ökologischer Schäden aufmerksam.

„Unser geliebtes Land steht derzeit vor weitreichenden und komplizierten sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen, pädagogischen, politischen und moralischen Problemen“,

erklärten Kamalabadi und Sabet. Sie verurteilten Fanatismus und Diskriminierung jeglicher Art. Diskriminierung schade allen „unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Sprache und Religion“.

Ihre Botschaft beendeten sie mit:

„Wir respektieren zutiefst die Vielfalt in diesem großartigen Land Iran und unter unseren Landsleuten. Wir schätzen diese Vielfalt unter dem vereinenden Zelt unseres Landes und wir sehen unser großartiges Land Iran als einen Blumengarten mit Blumen in allen Farben und glauben, dass diese Vielfalt es schöner macht. Unserem Land zu dienen, ist nicht nur unsere Pflicht, sondern unser Recht.“

Nach der Veröffentlichung wurden beiden Frauen drei Wochen lang Besuche und Telefonate verweigert.

Die IGFM verurteilt die willkürliche Inhaftierung und die unmenschlichen Bedingungen, denen Fariba Kamalabadi ausgesetzt ist und fordert ihre sofortige Freilassung.

Stand: August 2023

So können Sie Fariba helfen:

Post an politische Gefangene ist oft ein wirksamer Schutz gegen Misshandlungen, denn die Post zeigt dem Gefängnispersonal und den Behörden, dass ein Gefangener im Ausland bekannt ist. Den politischen Gefangenen hilft das Wissen, in der Welt nicht vergessen zu sein.

Die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja sagte der IGFM: „Schreibt Briefe, schreibt an die politischen Gefangenen. Sie freuen sich zum Teil wirklich wie kleine Kinder, wenn sie Post bekommen, man kann es sich kaum vorstellen. Es ist enorm wichtig. Nehmt Euch vor: Einmal in der Woche schreibt jeder eine Karte, damit die Menschen wissen, dass sie nicht vergessen werden“

Deshalb: Schreiben Sie aufmunternde Worte direkt an Fariba Kamalabadi.

To

Fariba Kamalabadi

Evin Prison

Kachoui Alley

Tehran

Islamic Republic of Iran

Bitte schreiben Sie an den iranischen Justizchef in Teheran, Gholamhossein Mohseni-Ejei und an die Botschaften des Iran. Fordern Sie die sofortige und bedingungslose Freilassung der Gefangenen:

Chief Justice Gholamhossein Mohseni-Ejei
The judiciary
Valiasr Avenue, Pastor Avenue, In front of Jami police station
Tehran
Islamische Republik Iran
Fax: +98 21 66963705
Instagram: ejeii_org

Iranische Botschaft in Deutschland
Botschaft der Islamischen Republik Iran
Podbielskiallee 65-67
14195 Berlin
Tel. 0049-(0)30-84353399 und 0049-(0)30-843530
Fax: 0049-(0)30-8435 3535
E-Mail: info@iranbotschaft.de

Sehr geehrter Herr Botschafter,

mit diesem Schreiben bringe ich meine Besorgnis über die mir vorliegenden Berichte zur Inhaftierung der 61-jährigen Entwicklungspsychologin Fariba Kamalabadi zum Ausdruck.

Nachdem sie bereits von 2008 bis 2017 eine Haftstrafe verbüßen musste, wurde sie am 31. Juli 2022 erneut verhaftet und befindet sich seitdem im Gefängnis. Sie wurde aufgrund von „Bildung und Verwaltung von Gruppen zum Zweck des Handelns gegen die nationale Sicherheit“ angeklagt. Weiterhin wird ihr vorgeworfen, Mitglied der „Bahá’í -Spionagepartei“ zu sein. Das Teheraner Revolutionsgericht verurteilte sie zu einer zehnjährigen Haftstrafe, zwei Jahre Reiseverbot, zwei Jahre Aufenthaltsverbot in Teheran, zweijähriges Verbot der Arbeit für soziale Gruppen sowie zur Beschlagnahmung ihres Eigentums. Am 9. August 2023 bestätigte das Berufungsgericht das Urteil, sodass ihr nun erneut viele Jahre der Freiheit und Zeit mit ihrer Familie verwehrt werden. 

Die Vorwürfe gegen Kamalabadi sind und waren haltlos und willkürlich.

Mit größter Sorge bewegen mich die zahllosen Berichte über Verhaftungen und das gewaltsame Vorgehen von Sicherheitskräften, die bei mir große Zweifel an der Rechtstaatlichkeit der Justizverfahren aufkommen lassen.

Ich appelliere an Sie, Fariba Kamalabadi umgehend und ohne Auflagen freizulassen. Nach internationalen Rechtsstandards hat sie in keiner Weise eine strafbare Handlung begangen. Kamalabadis Verhaftung ist willkürlich.

Außerdem appelliere ich an Sie, die Haftbedingungen in einem transparenten Verfahren zu untersuchen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Ich bitte Sie herzlich, mir zu schreiben, was Sie unternommen haben.

Hochachtungsvoll

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فریبا کمال ابادی#

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