Felix Maradiaga

Felix Maradiaga wurde am 23. September 1976 in Jinotega, Nicaragua, geboren. Er ist Gründer und Geschäftsführer des gemeinnützigen Ausbildungszentrums Civil Society Leadership Institute in Nicaragua. Maradiaga kandidierte für die Partei ‚Blau-Weiße Nationale Einheit‘ für das Präsidentenamt. Er musste seine Kandidatur allerdings aufgeben, als er am 8. Juni 2021 nach einem Verhör im Staatsministerium in Managua verhaftet wurde. Ihm wird „Hochverrat, Terrorismus und Unterstützung internationaler Sanktionen gegen die Regierung“ vorgeworfen. Felix Maradiaga wurde im Februar 2023 zusammen mit 221 anderen regierungskritischen Gefangenen die Staatsbürgerschaft entzogen und des Landes verwiesen. Er befindet sich seitdem im Exil in den USA.

Festnahme und Haftbedingungen

Die Grundlage für Maradiagas Festnahme ist ein im Dezember 2020 von Ortegas Regierung verabschiedetes Gesetz, das vorgeblich darauf abzielt, „die Souveränität Nicaraguas gegen feindlichen ausländischen Einfluss zu verteidigen“. Maradiaga wird u.a. beschuldigt, „zur ausländischen Einmischung in innere Angelegenheiten aufgefordert und Finanzmittel ausländischer Mächte zur Durchführung terroristischer Handlungen verwendet zu haben“. Als er am 8. Juni 2021 nach einem Verhör das Büro des Staatsanwalts verlassen wollte, wurde er von der Polizei festgenommen und in das „neue Chipote-Gefängnis“ gebracht. Als „neues Chipote“ wird im Volksmund das Polizeigebäude der Direktion für Rechtshilfe bezeichnet, in dem aufgrund der Überbelegung des echten El Chipote-Gefängnisses aktuell mehr als 150 oppositionelle Politiker und Kritiker des Regimes festgehalten werden.

Maradiaga wurde lange in Isolationshaft gehalten und Kontakt zur Außenwelt verwehrt. Erst im September durfte ihn seine Schwester zum ersten Mal besuchen. Das Treffen wurde von den Gefängnisbehörden aufgezeichnet. Maradiaga muss eine Vielzahl von Verhören über sich ergehen lassen und hat in der Haft bereits über 15 Kilo abgenommen. Sein Anwalt ist seit dem 20. August 2021 ebenfalls inhaftiert.

Kindheit und Ausbildung

Sein Vater starb, als Maradiaga noch ein Kind war. Die wirtschaftliche Lage und der Bürgerkrieg zwangen die Familie zu der schweren Entscheidung, Maradiaga im Alter von 12 Jahren ohne Papiere in die Vereinigten Staaten zu schicken. Er verbrachte dort einige Zeit in einem Flüchtlingslager, bevor er in Florida von einer nicaraguanischen Familie aufgenommen wurde, bei der er zwei Jahre lang lebte.

1990 kehrte Maradiaga nach Nicaragua zurück und besuchte eine katholische Schule, auf der ihm Werte wie Gewaltlosigkeit, Bürgerbeteiligung und Demokratie vermittelt wurden. Sein Mentor während dieser Zeit war der Erzbischof von Managua, Kardinal Leopoldo Brenes. Nach seinem Schulabschluss erhielt er ein Stipendium der Keiser University in Florida, wo er Politikwissenschaft und internationale Beziehungen studierte. Maradiaga studierte später außerdem Rechts- und Politikwissenschaften in Yale und besitzt einen Master-Abschluss in öffentlicher Verwaltung von der Harvard University. Von 2002 bis 2006 war er Generalsekretär des Verteidigungsministeriums von Nicaragua. Er ist zudem Gründer der Nichtregierungsorganisation Civil Society Leadership Institute, die zivilgesellschaftliche Initiativen in Nicaragua koordiniert.

Felix Maradiaga berichtete im September 2018 vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen von den Repressionen der Regierung Ortegas. Als Folge davon wurde ein Haftbefehl wegen „organisierter Kriminalität und Terrorismusfinanzierung“ gegen ihn erlassen. Er floh aus dem Land, kehrte aber im September 2019 nach Nicaragua zurück.

Stand: August 2024