Verfolgung von Minderheiten nimmt zu
Auf der Pressekonferenz der IGFM am 1.Oktober 2024 berichteten Reza Ahmadi, Wirtschaftsjournalist, Stellvertreter der Iranischen Liberalen Frauen e.V., Iraj Mesdaghi, iranischer Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist, Mahin Mousapour, iranische Pastorin einer christlichen Kirchengemeinde in Deutschland und Erfan Yarian, Menschenrechtler und Zeuge der Verfolgung der Bahai über die Verfolgung religiöser Minderheiten sowie systematische Folter in der Islamischen Republik Iran. Fotos: IGFM
Iran: Lage religiöser Minderheiten weiterhin katastrophal
Nach Tod Nasrallahs: Druck der Mullahs auf eigene Bevölkerung steigt
Frankfurt am Main, 1. Oktober 2024 – Nach dem Tod von Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah steigt der Druck auf die iranische Bevölkerung, berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Viele Iraner zeigten sich angesichts dieser Nachricht erfreut, das Regime reagiert mit Drohungen. Die Lage für Christen, Bahá’í, Sunniten und weitere Minderheiten im Iran ist jedoch weiterhin katastrophal. Gemeinsam haben Minderheiten und Kritiker den Wunsch nach einem Ende des Islamischen Regimes und einem Leben in Freiheit, berichteten Menschenrechtler auf der heutigen Pressekonferenz der IGFM in Frankfurt am Main.
Während einige regimetreue Hardliner auf den Straßen Parolen wie „Tod Israel“ und „Tod den USA“ riefen, reagierten viele iranische Bürger erfreut über Nasrallahs Tod. Sie posteten Videos in den Sozialen Medien und verteilten Süßigkeiten. Das Regime reagierte prompt mit Drohungen.Viele Iraner seien der Überzeugung, dass das Budget des Landes der eigenen Bevölkerung zu Gute kommen sollte, anstelle damit Terrororganisationen wie die Hisbollah zu finanzieren, berichtet die IGFM.
Verfolgung von Minderheiten nimmt zu
Im vergangenen Jahr seien mindestens 160 christliche Iraner aufgrund ihres Glaubens festgenommen und inhaftiert worden, insbesondere Konvertiten. Dies sei ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren mit 134 Personen im Jahr 2022 und 59 Personen im Jahr 2021. Auch zögere das Regime nicht mit der Enteignung von Eigentum von Minderheiten, wie Christen und Bahá’í.
„Menschen, die im Iran zum Christentum konvertieren, müssen damit rechnen, dass ihr gesamtes Leben von nun an unter ständiger Gefahr steht. Beruf, Familie und Besitz seien dem Regime ausgeliefert, falls ihre Konversion bekannt wird“, berichtet die Pastorin Mahin Mousapour auf der Pressekonferenz der IGFM.
Besonders rigide Auslegung der Islamischen Religion im Zentrum der Politik
Während vor der Islamischen Revolution Minderheiten wie Juden, Zoroastrier und Christen ihre Religion ausüben durften und im politischen und sozialen Leben integriert waren, änderte sich dies im Jahr 1979 grundlegend. Die neue Regierung, die auf den Prinzipien des schiitischen Islams und der „Velayat-e Faqih“ (Herrschaft des islamischen Rechtsgelehrten) beruhte, machte Religion zum Zentrum der Politik. Seitdem werden religiöse Minderheiten unterdrückt, und ihre Rechte stark eingeschränkt.
Ein Beispiel schildert Reza Ahmad, Wirtschaftsjournalist und Stellvertreter der Iranischen Liberalen Frauen e.V., „Sowohl in der Provinz Kurdistan als auch in der westiranischen Provinz Kermanshah leben Kurden, die die gleiche Sprache sprechen und eine ähnliche Kultur teilen. Doch während die Kurden in Kermanshah überwiegend Schiiten sind und deshalb mehr Rechte genießen, sind die Kurden in Kurdistan größtenteils Sunniten und erfahren deutlich mehr Diskriminierung, obwohl sie ebenfalls Muslime sind.“
Solidarität im Kampf für Freiheit
Durch ihren christlichen Glauben und ihrem „Nein“ zur Zwangsreligion erleiden Christen im Iran jahrelange Bestrafung. Doch solidarisieren sich die Minderheiten. So wurde die sogenannte Kahma-Kampagne (Abkürzung für „Kirche ist das Recht der Christen“) ins Leben gerufen, um die Rechte der Christen im Iran zu verteidigen. Die Kampagne sieht sich als Teil der Gesellschaft und kämpft gemeinsam im Andenken an die 2022 durch Polizeigewalt getötete iranische Kurdin Jina Mahsa Amini für die Rechte aller Iraner und zur Befreiung Irans aus Gefangenschaft und Dunkelheit.