Menschenrechtspreis für Nasrin Sotoudeh
In Berlin bekam Sotoudeh am Dienstag den DRB-Menschenrechtspreis in Abwesenheit verliehen. Die iranische Frauenrechtlerin Mansoureh Shojaee nahm die Auszeichnung stellvertretend entgegen. Anschließend stand ein gemeinsamer Termin mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf dem Programm. Die prominenteste politische Gefangene des Irans widmet den Menschenrechtspreis des Deutschen Richterbunds (DRB) an die vier zum Tode verurteilten Iraner. Auf dem Foto abgebildet sind v.l.n.r.: Dr. Wiebke Rückert, Leiterin des Referats für Menschenrechte des Auswärtigen Amts, Joachim Lüblinghoff, Vorsitzender des Deutschen Richterbundes, Mansoureh Shojaee, Journalistin und Frauenrechtsaktivistin, Omid Nouripour, Bundestagsabgeordneter, Barbara Stockinger, Vorsitzende des Deutschen Richterbundes, Martin Lessenthin, Vorstands- und Pressesprecher der IGFM. Quelle: DRB
Verleihung des Menschenrechtspreises des Deutschen Richterbundes an Nasrin Sotoudeh:
Menschenrechtsverteidigerin im Hungerstreik widmet Preis den vier Todeskandidaten
Frankfurt am Main/Berlin, 8. September 2020 – Ein wichtiges Zeichen in schweren Zeiten: Heute wird in Berlin eine iranische Menschenrechtsverteidigerin geehrt, die sich seit 29 Tagen im Hungerstreik befindet, um gegen die Diktatur der Mullahs zu protestieren. Auf Vorschlag der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) zeichnet der Deutsche Richterbund (DRB) Nasrin Sotoudeh, die bekannteste politische Gefangene im Iran, mit dem Menschenrechtspreis 2020 aus. Den Preis nimmt stellvertretend die iranische Frauenrechtlerin und Freundin von Nasrin Sotoudeh, Mansoureh Shojaee, entgegen.
„Die Mitglieder der iranischen Zivilgesellschaft, einschließlich mir, werden niemals die moralische Unterstützung vergessen, die unsere Aktivisten unter solch schwierigen Bedingungen bekommen haben“, lässt Nasrin Sotoudeh aus dem Evin Gefängnis ausrichten und widmet den Preis den vier politischen Gefangenen Amir-Hossein Moradi, Saeed Tamjidi, Mohammad Rajabi und Navid Afkari, die kurz vor der Hinrichtung stehen.
Unverzichtbar für iranische Zivilgesellschaft
Als Rechtsanwältin hat Nasrin Sotoudeh Frauen, Menschenrechtsaktivisten und Angehörige von Minderheiten vertreten und sich öffentlich gegen den Kopftuchzwang ausgesprochen. Mit ihrem aktuellen Hungerstreik protestiert die Frauenrechtlerin gegen unfaire Gerichtsverhandlungen sowie gegen die Inhaftierung von Bürgerrechtlern. „Sie ist unverzichtbar für die iranische Zivilgesellschaft und eine mutige Frau, die zuerst an andere und nicht an sich denkt“, kommentiert Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM, die „verdiente Würdigung“ von Nasrin Sotoudeh.
Harte Gefängnisstrafen und unfaire Gerichtsverfahren
„Die Menschenrechtssituation und die Meinungsfreiheit im Iran verschlechtern sich von Tag zu Tag. Es gibt massive Razzien und Morde an Demonstranten auf der Straße, Massenverhaftungen, Familienstrafen, harte Gefängnisstrafen und Hinrichtungen sowie unfaire Gerichtsverfahren vor Geheimgerichten ohne qualifizierte Anwälte und Druck auf politische Gefangene. Außerdem wird die Behandlung und Freilassung kranker Gefangener oft verhindert“, erklärt Reza Khandan, der Ehemann von Nasrin Sotoudeh, der sich im Namen der Familie für den Menschenrechtspreis bedankt. Die Verleihung während ihres Hungerstreiks bezeichnet er als „Zeichen der Weisheit der Entscheidungsträger dieser Auszeichnung“.
Die iranische Frauenrechtlerin und Freundin Nasrin Sotoudehs, Mansoureh Shojaee, verliest eine Dankesrede. Bild: DRB
IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin gemeinsam mit der iranischen Frauenrechtlerin Mansoureh Shojaee Bild: DRB
Im Anschluss wurde die Delegation von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfangen. IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin beim Eintrag in das Goldene Buch im Schloss Bellevue.
Die iranische Frauenrechtlerin Mansoureh Shojae im ZDF Interview