„Ich gebe alle natürlichen Rechte, die das Gesetz meiner Frau genommen und mir gegeben hat, ihrem wahren Besitzer zurück“, postet ein iranischer Mann auf Facebook. Er hält seine Frau im Arm und seine Hand mit diesen Worten in die Kamera. Außerdem schreibt er unter seinem Bild: „Ich werde nie vergessen, wie wir für unsere Flitterwochen das erste Mal ins Ausland reisen wollten und meine Frau aus gebrochenem Selbstwertgefühl in Tränen ausbrach, weil ich an ihrer Stelle die amtlichen Dokumente unterschreiben musste“. In der Onlinekampagne #itsmensturn, bekennen sich iranische Ehemänner durch Facebook-Posts zur Gleichberechtigung von Frauen und Männern und geben ihren Ehefrauen grundlegende Freiheiten zurück. Foto: My Stealthy Freedom.

Iranische Ehemänner geben ihren Frauen ihre Rechte zurück

Das islamische Rechtssystem, die Scharia, verweigert Frauen eine rechtliche Gleichstellung mit Männern. Selbstständige, eigenverantwortliche Frauen sind im klassischen islamischen Recht nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Theoretisch soll eine Frau ihr gesamtes Leben lang einen Vormund haben, einen sogenannten „Wali“. Mit der Heirat wird nach dieser Rechtsauffassung der Ehemann zum Vormund seiner Frau. Mit der Onlinekampagne #itsmensturn geben einzelne iranische Männer ihren Frauen die Rechte zurück, die ihnen durch das islamische Recht im Iran genommen sind.

In der Islamischen Republik Iran ist das islamische Recht die Grundlage aller Gesetzgebung und des gesamten Rechts. Auch Ehen müssen nach religiösem Recht geschlossen werden, doch das islamische Ehe- und Familienrecht beinhaltet zahlreiche frauendiskriminierende Bedingungen, durch die eine iranische Frau viele Rechte an ihren Ehemann verliert. So „darf“ der Mann nach der Eheschließung z.B. über den Wohnort der Frau bestimmen, er „darf“ sie körperlich züchtigen und hat ein „Recht“ auf sexuellen Gehorsam seiner Frau. Nach dieser Logik kann es im Iran keine Vergewaltigungen in der Ehe geben.

Außerdem werden die Freiheiten einer iranischen Frau durch den Artikel 18 des Passgesetzes beschnitten. Dieser besagt, dass eine Frau ohne Zustimmung ihres Mannes keinen Reisepass beantragen kann und verwehrt Iranerinnen somit, aus freier Entscheidung auch ohne Einwilligung des Ehemannes außer Landes zu reisen. Diese Regelungen leiten sich vom „Recht“ der „Familienführung“ des Mannes ab, das angeblich alleine dem Wohle der Familie dienen soll. Im gebildeten iranischen Bürgertum steht dieses traditionelle, islamische Familienbild stark in der Debatte, vor allem angesichts der Sehnsucht vieler Iraner nach Freiheit und einem Ende der Bevormundung durch islamische Geistliche und ihre Milizen.

„Diese Generation kann und wird etwas verändern“

Mit der Onlinekampagne #itsmensturn (deutsch in etwa: „Jetzt sind die Männer an der Reihe“) geben nun gleichberechtigt denkende iranische Männer ihren Ehefrauen diese Rechte zurück. Sie posten Bilder von sich auf Facebook und weisen so die Bestimmungen des islamischen Rechts zurück, die Männern die Vormundschaft über ihre Frau(en) gibt. Ursprünglich wurden iranische Männer auf der Facebook-Seite von „My Stealthy Freedom“ dazu aufgerufen, Fotos von sich einzusenden, die deutlich eine Befürwortung der Reisefreiheit der Frau ausdrücken. Die meisten Unterstützer haben aber Statements gepostet, in denen sie ihrer Frau die Rückgabe aller Rechte zusichern.

Auf Twitter und Facebook zieht die Kampagne beachtliche Aufmerksamkeit auf sich. Viele Nutzer der sozialen Netzwerke drücken durch ihre Kommentare ihre Solidarität mit den iranischen Frauen und mit den Männern, die an der Aktion teilnehmen, aus. „Mein ganzer Respekt für Männer, die Frauen mit dem Hashtag #itsmensturn unterstützen“ schreibt eine Nutzerin und eine andere: „Diese Generation kann und wird etwas verändern“.

Reiseverbot für Kapitänin der iranischen Frauenfußballnationalmannschaft

Die Online-Bewegung kam auf, nachdem Niloofar Ardalan, die Kapitänin der iranischen Frauenfußballnationalmannschaft, von ihrem Ehemann daran gehindert wurde, an der Asien-Hallenfußball-Meisterschaft teilzunehmen, die Ende September 2015 in Malaysia stattfand. Ihr Pass war abgelaufen und ihr Ehemann, ein Sportjournalist, weigerte sich, die nötigen Papiere für eine Neubeantragung zu unterzeichnen. Er begründete dies damit, dass er nicht wolle, dass Ardalan den ersten Schultag ihres gemeinsamen Sohnes verpasse. Die 30-jährige Athletin, die zu den bekanntesten Sportlerinnen des Iran gehört und auch unter dem Namen „Lady Goal“ bekannt ist, hatte für das Sportereignis wochenlang hart trainiert. Für die IGFM ist Niloofar Ardalans Geschichte ein weiteres Beispiel dafür, in welchem Ausmaß die Gesetze im Iran die Rechte von Frauen beeinträchtigen. Doch obwohl alle iranischen Frauen unter den Diskriminierungen des Islamischen Rechts leiden, bekommt dieses Problem oft nur dann Aufmerksamkeit, wenn Fälle von Personen bekannt werden, die im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen.

Masih Alinejad gründet Plattform für die Selbstbestimmung von Frauen im Iran

Die Kampagne #itsmensturn wurde am 21. September 2015 von der Online-Bewegung „My Stealthy Freedom“ (deutsch: „Meine heimliche Freiheit“) initiiert. Mit der Iranischen Revolution im Jahr 1979 wurde in der Islamischen Republik eine Kleiderordnung durchgesetzt, die Frauen verpflichtet, ihr Haar in der Öffentlichkeit zu bedecken. Die im Iran geborene und in Großbritannien lebende Journalistin Masih Alinejad hat deswegen am 3. Mai 2014 „My Stealthy Freedom“ ins Leben gerufen, um eine Plattform für diejenigen zu bieten, die das Tragen eines Hidschab als persönliche Entscheidung empfinden.

Niloofar Ardalan, Kapitänin der iranischen Frauenfußballnationalmannschaft.

Auf der Facebook-Seite können iranische Frauen Bilder von sich ohne den im Iran gesetzlich vorgeschriebenen Schleier teilen. „Ich lasse meine Haare wachsen, um sie im Wind wehen zu lassen“ schreibt eine Frau und postet ein Bild von sich und ihrem Ehemann, welcher ihren Hidschab in der Hand hält. „Ich will dieselben Freiheiten genießen wie meine männlichen Landsleute” fordert eine weitere Unterstützerin und spricht damit aus, was vielen Frauen im Iran auf der Seele liegt. Eine andere Kampagne beschäftigt sich damit, dass es Frauen im Iran verboten ist, in der Öffentlichkeit solo zu singen, da ihre Stimmen angeblich „unmoralisches Verhalten“ hervorrufen können. Unter dem Hashtag #MyForbiddenSong (deutsch: „Mein verbotenes Lied“) können Frauen ihren Gesang und ihre Stimmen im Internet öffentlich machen. Für ihre Bemühungen im Kampf um Frauenrechte im Iran hat Masih Alinejad vom „Geneva Summit for Human Rights and Democracy“ den „Women’s Rights Award“ verliehen bekommen.

Masih Alinejad gründet Plattform für die Selbstbestimmung von Frauen im Iran

Die Kampagne #itsmensturn wurde am 21. September 2015 von der Online-Bewegung „My Stealthy Freedom“ (deutsch: „Meine heimliche Freiheit“) initiiert. Mit der Iranischen Revolution im Jahr 1979 wurde in der Islamischen Republik eine Kleiderordnung durchgesetzt, die Frauen verpflichtet, ihr Haar in der Öffentlichkeit zu bedecken. Die im Iran geborene und in Großbritannien lebende Journalistin Masih Alinejad hat deswegen am 3. Mai 2014 „My Stealthy Freedom“ ins Leben gerufen, um eine Plattform für diejenigen zu bieten, die das Tragen eines Hidschab als persönliche Entscheidung empfinden.

Auf der Facebook-Seite können iranische Frauen Bilder von sich ohne den im Iran gesetzlich vorgeschriebenen Schleier teilen. „Ich lasse meine Haare wachsen, um sie im Wind wehen zu lassen“ schreibt eine Frau und postet ein Bild von sich und ihrem Ehemann, welcher ihren Hidschab in der Hand hält. „Ich will dieselben Freiheiten genießen wie meine männlichen Landsleute” fordert eine weitere Unterstützerin und spricht damit aus, was vielen Frauen im Iran auf der Seele liegt. Eine andere Kampagne beschäftigt sich damit, dass es Frauen im Iran verboten ist, in der Öffentlichkeit solo zu singen, da ihre Stimmen angeblich „unmoralisches Verhalten“ hervorrufen können. Unter dem Hashtag #MyForbiddenSong (deutsch: „Mein verbotenes Lied“) können Frauen ihren Gesang und ihre Stimmen im Internet öffentlich machen. Für ihre Bemühungen im Kampf um Frauenrechte im Iran hat Masih Alinejad vom „Geneva Summit for Human Rights and Democracy“ den „Women’s Rights Award“ verliehen bekommen.

“Menschenrechte haben kein ‘Geschlecht’. Ich habe das Recht auf Reisen, Scheidung und Erbe an meine Frau zurückgegeben. Lasst uns bei uns selbst anfangen…“ hat dieser Mann auf sein Schild geschrieben. Foto: My Stealthy Freedom.

Die Unterstützung durch Männer ist für die Frauenrechtsbewegung zwingend notwenig

Die Geschichte zeigt, dass Frauenrechtsbewegungen nur dann Erfolg haben können, wenn sie auch von Männern mitgetragen wird. Die IGFM freut sich deshalb sehr über die Beteiligung von Männern an der Förderung der Frauenrechte im Iran und unterstützt die Kampagne von „My Stealthy Freedom“. Iranische Ehemänner setzen mit ihrer Teilnahme ein wichtiges Zeichen auf dem Weg zur Gleichberechtigung von Mann und Frau im Iran.

Zur Homepage von „My Stealthy Freedom“

Mehr Infos zur Menschenrechtslage im Iran

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