Jamshid Sharmahd

Der deutsch-iranische Journalist Jamshid Sharmahd wurde vom iranischen Geheimdienst während einer Reise in Dubai entführt und in den Iran verschleppt. Dort wurde er am 6. Februar 2022 vor dem berüchtigten Revolutionsgericht 15 in Teheran angeklagt. Am 21. Februar 2023 wurde der deutsche Staatsbürger nach einem Schauprozess wegen „Korruption auf Erden“ zum Tode verurteilt. Die IGFM setzte sich gemeinsam mit seiner Tochter Gazelle Sharmahd für seine sofortige Freilassung und die Aufhebung der Todesstrafe ein. Am 28. Oktober 2024 wurde er hingerichtet.

Wegen „Korruption auf Erden“ hingerichtet

Jamshid Sharmahd
Geburtsdatum: 23. März 1955

Festnahme: Juli 2020 aus Dubai entführt

Inhaftiert in:

Vorwurf: vermeintliche „Korruption auf Erden“

Urteil: Todesstrafe

Jamshid Sharmahd, geboren am 23. März 1955 in Teheran und anschließend in Deutschland aufgewachsen, ist Ingenieur und Journalist und seit 1995 deutscher Staatsbürger. Der Regimekritiker wurde im Juli 2020 in Dubai vom iranischen Geheimdienst entführt und anschließend in ein Geheimgefängnis im Iran gebracht. Sharmahd wurde wegen „Korruption auf Erden“ angeklagt und am 21. Februar 2023 nach einem manipulativen Schauprozess zum Tode verurteilt. Am 28. Oktober 2024 wurde er hingerichtet.

Jahrelange Propaganda, missglücktes Attentat und manipulativer Schauprozess

Dem Regimekritiker, der für seine scharfe politische Anklage des Mullah-Regimes international bekannt ist, wird vom iranischen Regime vorgeworfen, er wäre  angeblich an Terroranschlägen in Iran beteiligt gewesen. Kurz nach seiner Festnahme veröffentlichte das iranische Geheimdienstministerium ein Video, auf dem ein erzwungenes Geständnis von Sharmahd zu sehen ist. Die IGFM geht davon aus, dass das Video unter Folter entstanden ist.

Am 6. Februar 2022 wurde er vor dem berüchtigten Revolutionsgericht 15 in Teheran wegen „Korruption auf Erden“ angeklagt. Der vorsitzende Richter, Abolqasem Salavati, ist für Todesurteile bekannt, zuletzt bei der Verurteilung des Journalisten Ruhollah Zam, der im Dezember 2020 gehängt wurde. Mohammad Hossein Aghasi, der Anwalt seines Vertrauens, hat keinen Zugang zu Sharmahd. Stattdessen wurde ihm vom Revolutionsgericht ein regimetreuer Pflichtverteidiger zugeteilt, der von der Familie für die Beauftragung zuerst eine hohe Summe gefordert hatte. Seine Familie erfuhr erst aus den iranischen Staatsmedien, dass ein Prozess gegen Jamshid Sharmahd begann. Am 21. Februar 2023 wurde Jamshid Sharmahd nach einem knapp ein Jahr dauernden Schauprozess wegen „Korruption auf Erden“ zum Tode verurteilt.

Bereits im Jahr 2007 wurde er im iranischen Staatsfernsehen als Staatsfeind dargestellt und staatliche Medien verbreiteten zahlreiche Propagandabeiträge gegen ihn und versuchten seine Website durch Cyber-Attacken lahm zu legen. Im Jahr 2009 scheiterte ein Attentat auf Jamshid Sharmahd in Kalifornien. Was Sie damals nicht geschafft haben wollen sie heute durch Gewalt, Verschleppung, und die Todesstrafe erreichen.

Geplanter Staatsmord an deutschem Staatsbürger

Das Gerichtsverfahren ist nach Auffassung der IGFM ein politischer Schauprozess, der zum Teil in den iranischen Staatsmedien übertragen wurde. Die Bedingungen des Prozesses gegen Jamshid Sharmahd, seine Entführung aus Dubai, die lange Zeit der Isolationshaft, die Verweigerung eines Rechtsanwalts, dem der Angeklagte vertrauen kann, die Aussperrung von deutschen Diplomaten sowie der Stil, wie er im Gerichtssaal vorgeführt wird, zeigen, dass das Revolutionsgericht kein Recht sprechen will.

Die staatlich gelenkten Medien des Mullah-Regimes veröffentlichten mit Bekanntwerden der Verurteilung viele Propaganda-Beiträge gegen Jamshid Sharmahd. In anderen Fällen folgte einer solchen Propaganda die Exekution des Gefangenen. Bereits seit seiner Inhaftierung wurden zahlreiche Verstöße gegen die Menschenwürde und das internationale Recht durch das iranische Regime begangen. Einschlägige Verstöße gegen den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte wurden in einer juristischen Kurzanalyse aufgelistet. Jamshid Sharmahd wird als politisches Faustpfand und Spielball internationaler Politik durch die Machthaber der Islamischen Republik Iran missbraucht. Die Bundesregierung ist daher aufgefordert, den geplanten Staatsmord an Jamshid Sharmahd zu vermeiden.

Haftbedingungen und gesundheitlicher Zustand

Nach seiner Festnahme gab es zwei Monate lang kein Lebenszeichen von Sharmahd. Der Ort, an dem er festgehalten wird, ist seitdem unbekannt. Der telefonische Kontakt zu seiner Familie ist zudem stark eingeschränkt, nur seine Ehefrau darf wenige Minuten mit ihm telefonieren. Jamshid sitzt bereits seit mehr als 1.000 Tagen in Einzelhaft.

Der Regimekritiker leidet an Diabetes und Parkinson. Im Gefängnis werden ihm wichtige Medikamente nicht oder zu spät zur Verfügung gestellt. Mittlerweile wiegt er bei einer Größe von 1,90 m nur noch 60 kg. Besuche von Angehörigen werden ihm vom Gefängnispersonal verwehrt. Aufgrund der schlechten Versorgung und der menschenunwürdigen Behandlung hat Sharmahd den Großteil seiner Zähne verloren.

Stand: Oktober 2024 

Das ist bisher passiert:

2705, 2023

Statement Bündnis #SaveSharmahd zur Auslieferung Assadollah Assadis

Das Bündnis #SaveSharmahd ist erfreut über die erlangte Freiheit des Belgiers Olivier Vandecasteele aus iranischer Geiselhaft. Die Auslieferung des verurteilten iranischen Geheimdienstagenten Assadollah Assadi, der einen Terroranschlag in Europa durchführen wollte, wirft massive Fragen über weitere in Haft befindliche EU-Bürger auf.

1703, 2023

Zum 18. März: Internationaler Tag der politischen Gefangenen

Anlässlich des Internationalen Tags der politischen Gefangenen warnt die IGFM vor der drohenden Hinrichtung von Jamshid Sharmahd in der Islamischen Republik Iran und appelliert an die deutsche Bundesregierung, sich deutlicher einzusetzen. Weitere deutsche Staatsbürger in Willkürhaft sind Nahid Taghavi in Iran und Luis Frómeta Compte in Kuba.

709, 2022

Iran missbraucht Doppelstaatler als politische Geiseln

Zahlreiche Doppelstaatler sitzen im Iran als politische Gefangene hinter Gittern. Auch EU-Bürger werden hier unrechtmäßig verurteilt und sogar Opfer von Folter. Angehörige von Gefangenen fordern nun den Hohen Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell Fontelles, in einem Brief auf, sich für die Freilassung der unschuldig Inhaftierten einzusetzen.

Weitere politische Gefangene in Iran

Hossein Nemati

Der Iraner ist Angeklagter im sogenannten "Ekbatan-Fall" und wurde unter dem Vorwurf der „Störung des öffentlichen Friedens“ festgenommen. Er wurde in Gefangenschaft unter Folter zu einem Geständnis gezwungen und nach kurzzeitiger Freilassung unrechtmäßig zum Tode verurteilt.

Navid Najaran

Navid Najaran wurde nach seiner Festnahme in Einzelhaft gefoltert, um ein Geständnis zu erzwingen. Obwohl keine Beweise seine Beteiligung an einem angeblichen Mord im Teheraner Stadtteil Ekbatan belegen, verurteilte ihn ein Gericht im November 2024 zum Tode.

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