Christliche Konvertiten in Asylbewerberheimen in Deutschland

Dr. Gottfried Martens ist Pfarrer einer großen Gemeinde in Berlin, in denen er gut 1000 ehemalige Muslime aus dem Iran und aus Afghanistan betreut. Bei seiner Arbeit für Flüchtlinge erfährt er immer wieder von Drohungen, Schikanen und gewalttätigen Übergriffen durch radikale Muslime gegen Christen – besonders gegen ehemalige Muslime, die sich für das Christentum interessieren oder Christen geworden sind. Lesen Sie seinen Bericht:

Zur Lage von zum Christentum konvertierten ehemaligen muslimischen Asylbewerbern in den Asylbewerberheimen unseres Landes

Ich bin Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Dreieinigkeits-Gemeinde in Berlin-Steglitz, einer Gemeinde der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Vor zweieinhalb Jahren hat die evangelisch-lutherische Marien-Gemeinde in Berlin-Zehlendorf in der Dreieinigkeitskirche in Steglitz ein Missionsprojekt zur Arbeit mit farsi- und darisprachigen Asylbewerbern gestartet, nachdem in Zehlendorf zahlreiche Menschen aus dem Iran und Afghanistan sich der Gemeinde angeschlossen hatten und man bereits dort an die Kapazitätsgrenzen gestoßen war. Mittlerweile ist aus dem Missionsprojekt eine eigenständige Gemeinde geworden, in der ich gut 1000 farsi- und darisprachige Menschen als Gemeindeglieder und Taufbewerber betreue. Sie sind allesamt Konvertiten vom Islam zum christlichen Glauben und fast alle als Asylbewerber hier in unser Land gekommen.

Pfarrer Dr. Gottfried Martens (Mitte) vor der iranischen Botschaft in Berlin bei einer Mahnwache der IGFM für die Freilassung politischer Gefangener in der Islamischen Republik.

Diese Menschen kommen aus ganz Berlin und Brandenburg und vereinzelt auch darüber hinaus in unsere Gemeinde. Es ist für sie schwer genug, dass sie sich oft genug dem Generalverdacht ausgesetzt sehen, sie würden nur aus asyltaktischen Gründen zum christlichen Glauben konvertieren. Dabei haben viele von ihnen ihre Heimat schon wegen ihrer Konversion zum christlichen Glauben verlassen müssen. Auch prüfen wir in jedem Einzelfall Taufbewerber sehr genau, bevor wir sie zur Taufe zulassen, und versagen ihnen die Taufe, wenn wir von der Ernsthaftigkeit ihrer Hinwendung zum christlichen Glauben nicht überzeugt sind. Darüber hinaus machen wir in unserer Gemeinde die Erfahrung, dass die allergrößte Zahl derer, die als Asylberechtigte oder Flüchtlinge bei uns anerkannt werden, auch nach ihrer Anerkennung weiter ihren christlichen Glauben in unserer Gemeinde praktiziert. Und schließlich riskieren viele unserer Gemeindeglieder und Taufbewerber mit dieser Hinwendung zum christlichen Glauben schon in ihren Asylbewerberheimen so einiges:

Von Anfang an haben wir in unserer Arbeit mit zum Christentum konvertierten ehemaligen muslimischen Asylbewerbern die Erfahrung gemacht, dass diese Christen in den Heimen Bedrohungen, Gefahren und Repressionen ausgesetzt waren. Schon unser allererstes persisches Gemeindeglied, das aus der Nähe von Leipzig zu uns kam, berichtete davon, dass auf ihn im Heim ein Anschlag versucht wurde, der nur dadurch vereitelt wurde, dass er sich zufällig gerade nicht in seinem Zimmer aufhielt, als ein fanatischer Muslim mit einem Messer in der Hand dort hineinstürmte.

In den vergangenen Jahren musste ich mich wegen Bedrohungen und Übergriffen gegenüber Gemeindegliedern immer wieder an Heimleitungen wenden oder erlebte es mit, wie Heimleitungen von sich aus bei religiös motivierten Übergriffen gegen Glieder unserer Gemeinde tätig werden mussten. Ich nenne nur einige wenige Beispiele:

  • Ein afghanischer Täufling wurde nach seiner Taufe in der Osternacht 2014 noch in derselben Nacht nach seiner Rückkehr in das Heim in seinem Heim in der Max-Brunnow-Straße in Berlin von muslimischen Heimbewohnern angegriffen und verletzt, sodass er noch in derselben Nacht in ein anderes Heim verlegt wurde.
  • Ein anderer afghanischer Täufling wurde in seinem Heim in Rathenow von einem afghanischen Mitbewohner wiederholt schwer bedroht; dieser kündigte ihm wiederholt an, ihn zu töten, wenn er sich taufen lassen wolle.
  • Einem anderen afghanischen Gemeindeglied wurden die Fensterscheiben seines Heims in der Levetzowstraße durch Steinwürfe von muslimischen Mitbewohnern zerstört; einer von ihnen drang auch wiederholt in sein – nicht abschließbares – Zimmer ein und verwüstete es. Schon damals wurden Beschwerden des Gemeindegliedes von dem – muslimischen Wachschutz – abgewiesen; selbst eine Reparatur des zerstörten Fensters fand mitten im Winter wochenlang nicht statt.
  • Ein iranisches Gemeindeglied wurde in seinem Heim in Kladow von einer ganzen Gruppe muslimischer Heimbewohner bedroht und verletzt, als diese von seiner Hinwendung zum christlichen Glauben erfuhren.
  • Ein iranisches Gemeindeglied traute sich über Monate nicht zurück in sein Heim in Teltow, nachdem ich es durch einen postalischen Geburtstagsgruß unabsichtlich als Christ im Heim „geoutet“ hatte und es anschließend von muslimischen Heimbewohnern bedroht wurde – bis hin zur Ankündigung, ihm würde der Kopf abgeschnitten.
  • Noch einmal besonders gelagert ist der Fall eines arabischsprachigen iranischen Gemeindegliedes, das von der Deutschen Welle zu einer Diskussionssendung mit einem Christen, der zum Islam konvertiert war, eingeladen worden war. Nach der Sendung erhielt das Gemeindeglied zahlreiche Morddrohungen. Es lebt auch nicht mehr in dem Heim, in dem es offiziell gemeldet ist. Ich habe selber in diesem Heim in der Bühringstraße erlebt, wie syrische Flüchtlinge, die sich mit mir dort im Heim getroffen hatten, weil sie sich für den christlichen Glauben interessierten, anschließend massiv nicht nur von anderen Flüchtlingen im Heim, sondern auch von einem Mitarbeiter des Heims bedrängt wurden, sodass sich schließlich keiner von ihnen mehr traute, unsere Gottesdienste zu besuchen.
  • Besonders litten und leiden unsere Gemeindeglieder in der Zeit des Ramadan, in der sie als konvertierte ehemalige Muslime in den Heimen besonders bedrängt werden, zum Islam zurückzukehren. Dass sie sich durch muslimische Heimbewohner bedroht und bedrängt fühlen, äußerten Gemeindeglieder auch schon in den letzten beiden Jahren immer wieder. Dennoch konnte man hierbei immer noch von nicht seltenen Einzelfällen reden, die sich in einer ganzen Reihe von Fällen auch noch durch das Eingreifen von Heimleitungen lösen ließen. Nicht alle Heimleitungen zeigten sich allerdings auch in der Vergangenheit schon als sonderlich sensibel gegenüber dieser Problematik.

Die Situation für zum Christentum konvertierte ehemalige muslimische Asylbewerber hat sich nun seit dem Sommer dieses Jahres in den Asylbewerbereinrichtungen unseres Landes jedoch noch einmal erheblich verschlechtert:

Bei den Flüchtlingen, die in den Aufnahmeeinrichtungen in Berlin und Brandenburg untergebracht werden, handelt es sich zu einem sehr hohen Prozentsatz um Muslime. Viele von ihnen sind sehr konservativ geprägt und sehen es als selbstverständlich an, dass die Regeln des Islam in der Gemeinschaft, in der sie leben, auch weiter praktiziert werden. Dies prägt die Atmosphäre in der großen Mehrzahl der Asylbewerberheime in Berlin und Brandenburg. Glieder und Taufbewerber unserer Gemeinde fühlen sich in den Heimen mehrheitlich bedroht und bedrängt, auch wenn es in der Mehrzahl der Fälle nicht direkt zu Übergriffen gekommen ist, die zur Anzeige gebracht werden könnten. Schon allein diese Atmosphäre, die derjenigen sehr ähnelt, deretwegen sie aus ihrer Heimat geflohen sind, führt bei nicht wenigen unserer Gemeindeglieder und Taufbewerber zu Retraumatisierungen. Selbst gestandene Männer flehen mich in meinen Sprechstunden immer wieder an, dafür zu sorgen, dass sie in ein anderes Heim verlegt werden, weil sie in ihrem Heim solche Angst vor Repressionen durch Muslime hätten. Ich muss ihnen dann immer wieder antworten, dass sie bei einer Verlegung in ein anderes Heim vom Regen in die Traufe kämen, da die Zusammensetzung der Bewohner nicht anders sein wird als in ihrem jetzigen Heim. Es gibt dabei immer wieder typische Vorkommnisse:

  • Christlichen Asylbewerbern wird der Zugang zur Küche verweigert mit der Begründung, sie seien „unrein“. Entsprechende Beschimpfungen müssen sich Christen in vielen Heimen anhören.
  • Konvertiten vom Islam zum christlichen Glauben werden bedrängt, sie müssten sich für ihre Konversion vor der muslimischen Mehrheit im Heim „verantworten“. Das muslimische religiöse Gesetz, dass ein Muslim dazu verpflichtet ist, einen „irrenden Bruder“ wieder zur „Wahrheit“ zurückzuführen, wird von vielen Muslimen in den Heimen sehr ernstgenommen. Wiederholt wurde mir davon berichtet, dass ehemalige Muslime per Lautsprecher mit Koranversen beschallt wurden – zum Teil über Stunden hinweg.
  • Immer wieder berichten unsere Gemeindeglieder und Taufbewerber davon, dass sie bedrängt werden, am rituellen islamischen Gebet teilzunehmen. Weigern sie sich, so werden sie als „Kouffar“ (Ungläubige) beschimpft und zum Teil auch bedroht.
    Die Reaktion vieler unserer Gemeindeglieder und Taufbewerber besteht darin, dass sie sich als Christen in den Heimen verstecken und sich nicht als Christen zu erkennen geben: Frauen tragen Kopftücher, um Anfeindungen im Heim zu vermeiden; Taufkreuze und Taufkerzen werden versteckt. Die Christen leben in den Heimen wieder, wie sie zuvor auch in ihrer Heimat gelebt hatten. Da sie damit Konflikte vermeiden, entsteht nach außen hin der Eindruck, es gäbe in den Heimen „keine Probleme“ im Umgang zwischen Muslimen und Christen.

Die Problematik wird dadurch in letzter Zeit noch einmal erheblich gesteigert, dass gerade hier in Berlin in den Heimen bevorzugt arabischsprachige Wachschützer eingesetzt werden, da diese mit der großen Mehrheit der Heimbewohner in der Muttersprache kommunizieren können. Bei nicht wenigen von ihnen handelt es sich jedoch um recht radikale Muslime, die es zum Teil sogar offenbar als ihre Aufgabe ansehen, die Praktizierung des Islam in den Heimen durchzusetzen. So drangen in einem Heim in der Thielallee Ende November gleich vier oder fünf muslimische Wachschützer in das Zimmer von Taufbewerbern unserer Gemeinde ein. Als sie die Bibel in dem Zimmer sahen, riefen sie „Haram, haram“, pressten die Taufbewerber an die Wand, traten und bedrohten sie. Wir haben diesen Fall zur Anzeige gebracht. In vielen anderen Fällen leiden unsere Taufbewerber und Gemeindeglieder darunter, dass sich muslimische Wachschützer bei Konflikten automatisch mit ihren muslimischen Glaubensbrüdern solidarisieren; Christen sind dieser muslimischen Allianz praktisch völlig hilflos ausgeliefert. So erlebte ich es Ende Oktober, dass Taufbewerber in unsere Kirche kamen und darum baten, bei uns übernachten zu dürfen. Sie hatten sich beim Wachschutz darüber beschwert, dass ihnen Syrer ihre Telefone gestohlen hatten. Nach dieser Beschwerde wurden sie von dem muslimischen Wachschutz des Heimes verwiesen. In einem anderen Fall musste sich ein christlicher Konvertit, der sich über Übergriffe durch arabischsprachige Mitbewohner beim Wachschutz beschwert hatte, nach seinen Angaben sogar nackt vor ihnen ausziehen, bevor er dann des Heimes verwiesen wurde. Der Wachschutz stellt nach unserer Erfahrung auch die Konflikte und Bedrohungen von Christen in den Heimen immer wieder sehr einseitig sowohl gegenüber der Heimleitung als auch gegenüber der Polizei dar. In aller Regel gibt es keine farsisprachigen Dolmetscher, sondern nur arabischsprachige in den Heimen. Vor wenigen Tagen berichtete mir eine Frau, dass sie gleich nach ihrer Ankunft in einem Heim von den Mitbewohnerinnen ihres Zimmers aufgeklärt wurde: „Dies ist ein arabisches Heim, hier wird nur arabisch gesprochen.“ Als sie dies nicht akzeptierte, wurde sie von mehreren ihrer Mitbewohnerinnen angegriffen und geschlagen. Sie traut sich in dieses Heim in Potsdam nun nicht mehr zurück.

Natürlich kommt es auch immer wieder zu handgreiflichen Übergriffen von muslimischen Bewohnern gegenüber christlichen Konvertiten in den Heimen. Diese können wir jedoch in der Regel nur dann zur Anzeige bringen, wenn wir die Opfer zuvor aus dem jeweiligen Heim geholt und anderswo oder eben auch in unseren Gemeinderäumen untergebracht haben. Nicht wenige Übergriffe, die zur Anzeige gebracht werden, werden auch nicht als religiös motiviert behandelt, weil sowohl viele Heimleitungen als auch in der Regel der Wachschutz kein Interesse daran haben, dass ihr Heim mit dieser Problematik in Verbindung gebracht wird. Der Sprachvorteil der Angreifer wirkt sich dabei immer negativ gegenüber den farsi- und darisprachigen Christen aus: Diese haben im Unterschied zu den Angreifern kaum eine Möglichkeit, ihre Erfahrungen in ihrer Muttersprache vorzutragen – und unsere Möglichkeiten, immer wieder Dolmetscher für Polizeitermine zu organisieren, sind begrenzt. Von daher empfinden unsere Gemeindeglieder und Taufbewerber die Anregungen, sie könnten sich gegen Übergriffe ja dadurch zur Wehr setzen, dass sie Anzeigen erstatten, geradezu als zynisch. Wer schützt diese Menschen, wenn sie eine Anzeige erstattet haben – und was für eine Erfolgsaussicht haben im Übrigen diese Anzeigen, wenn bei Ermittlungen am Ende doch immer wieder Aussagen gegen Aussagen stehen?

Seit einiger Zeit versuche ich, eine breitere Öffentlichkeit auf die massiven Probleme, unter denen christliche Konvertiten in den Asylbewerberheimen zu leiden haben, aufmerksam zu machen. Dabei lasse ich dann immer wieder Taufbewerber und Gemeindeglieder ihre Erfahrungen berichten:

  • Ein junger iranischer Konvertit wurde von der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt in das Asylbewerberheim in Massow verlegt und in ein Zimmer mit einer Reihe von Muslimen gesteckt. Die Bewohner des Zimmers machten ihm deutlich, dass sie nicht gewillt seien, mit einem unreinen Christen in einem Zimmer zu schlafen oder ihm gar einen Schrank zur Verfügung zu stellen. Er wurde sehr schnell wieder aus dem Zimmer geworfen und suchte Zuflucht in dem Zimmer eines anderen Taufbewerbers unserer Gemeinde. Er musste dann erleben, wie sich zahlreiche Muslime vor der Zimmertür aufbauten und ihn aufforderten, herauszukommen und sich für seine Konversion zu rechtfertigen. Als er dies nicht tat, wurden Lautsprecher aufgebaut und er wurde über Stunden hinweg mit Koranversen beschallt. Er fuhr dann am nächsten Tag zu uns in die Gemeinde. Als der Psychoterror nach seiner Rückkehr gleich wieder weiterging, versuchten er und sein Freund erfolglos, sich bei der Heimleitung zu beschweren. Schließlich nahm er eine Überdosis Schlaftabletten und wurde im letzten Augenblick gerettet; drei Tage musste er auf der Intensivstation bleiben. Er wurde dann mit dem Krankenwagen zu unserem Gemeindehaus gebracht, wo er die folgenden Wochen verbrachte, bis ich es erreichen konnte, dass er in ein anderes Heim des Landkreises verlegt wurde. Dort kam er in ein Zimmer mit zwei Christen, die ihn aber gleich beschworen, ja nicht zu erkennen zu geben, dass er und sie Christen seien; dies sei in diesem Heim zu gefährlich …
  • Bereits mehr als zwei Monate vor diesen Vorkommnissen hatte ich mich an die Verantwortlichen des Landkreises für dieses Heim gewandt, weil zwei andere ehemalige muslimische Konvertiten in dem Heim massiv bedroht worden waren; durch ein Fenster wurde ein Stein auf sie geworfen; sie wurden beschimpft und beleidigt. Leider reagierten die Verantwortlichen daraufhin gar nicht, sodass die beiden Christen sich seitdem nicht mehr in dem Heim, sondern bei Freunden aufhielten. Als einer der beiden einige Zeit später doch einmal für kurze Zeit in das Heim zurückkehrte, wurde er bald darauf von nicht weniger als sieben muslimischen Heimbewohnern angegriffen und geschlagen. Bei einem nächsten Kurzaufenthalt in dem Heim widerfuhr es ihm ebenfalls, dass er attackiert und verletzt wurde. Nachdem er und der andere Freund Anzeige erstattet hatten, fing die Polizei an, zu ermitteln; doch behaupteten alle anderen Heimbewohner offenbar übereinstimmend, es habe überhaupt keine Übergriffe oder Probleme gegeben …
  • Zurzeit wohnt in unseren Gemeinderäumen immer noch ein junger afghanischer Taufbewerber. Dieser wurde von zwei anderen afghanischen Heimbewohnern in seinem Heim in Templin geschlagen und bedroht, als diese erfuhren, dass er zum christlichen Glauben konvertieren wollte; schließlich hielten sie ihm sogar ein Messer an den Hals. Regelrecht traumatisiert kam er bei uns an. Als der rbb einige Tage später zu uns kam, um über dieses Thema zu berichten, erzählte auch dieser Taufbewerber von seinen Erfahrungen. Eine der Mitarbeiterinnen des rbb-Teams war jedoch so schockiert davon, wie traumatisiert dieser Taufbewerber war, dass sie veranlasste, dass aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes die Aussagen dieses Taufbewerbers doch nicht in der Sendung und im Internet gezeigt wurden. Ich bin noch immer dabei zu versuchen, ihn in einem anderen Heim unterzubringen. Ihn im Heim in Prenzlau unterzubringen, wäre sicher keine gute Idee. Von dort habe ich auch schon wiederholt Klagen darüber gehört, wie christliche Konvertiten dort bedrängt und bedroht werden.
  • Ein Gemeindeglied aus dem Heim in Bestensee berichtete in einem Interview mit RTL, wie muslimische Heimbewohner zu ihm in die Küche kamen, ih Enthauptungsvideos zeigten und ihm ankündigten, er sei bald der nächste … Aus diesem Heim habe ich ebenfalls schon wiederholt Klagen von anderen Heimbewohnern über Bedrohungen und Anfeindungen durch muslimische Mitbewohner erhalten.
  • Ein Asylbewerber aus Falkensee, der sich zu unserer Gemeinde hält, berichtete, wie er in seinem Heim schon bewusst seine Bibel versteckt hatte. Als muslimische Mitbewohner sie schließlich doch entdeckten, nahmen sie ihm die Bibel weg und griffen ihn an. Die Wunden im Gesicht und am Hals waren noch frisch, als er zu mir kam.
  • Ein Asylbewerber aus einem Hangar des Flughafens Tempelhof kam zu mir und zeigte mir eine mehr als 30 cm lange Wunde auf seinem Rücken sowie eine zerrissene Bibel. Er berichtete mir, dass er im Schlaf von einem muslimischen Mitbewohner attackiert worden sei. Er ist ein stattlicher Mann und weinte doch wie ein Kind, als er mir von diesem Übergriff erzählte.
  • Besonders problematisch ist die Situation von alleinstehenden weiblichen christlichen Konvertitinnen in den Asylbewerberheimen. Als Frauen haben sie es in den Heimen, die zu einem hohen Prozentsatz mit jungen muslimischen Männern belegt sind, ohnehin schon schwer. Wenn dann noch herauskommt, dass sie sich dem christlichen Glauben zugewandt haben, trauen sie sich mitunter nachts noch nicht einmal mehr auf die Toilette.
    Die hier geschilderten Fälle sind längst keine „Einzelfälle“ mehr, sondern lassen vielmehr symptomatisch erkennbar werden, in was für einer Atmosphäre christliche Asylbewerber in sehr vielen Heimen in unserem Land leben müssen. Nach dem jüngsten Bericht im Deutschlandfunk über die Problematik meldete sich gerade heute ein Hörer aus Münster und berichtete von einem iranischen Konvertiten, den er betreut und der genau dieselben Erfahrungen von Übergriffen gegen christliche Konvertiten in zwei Heimen in Lüdinghausen in Nordrhein-Westfalen und nun auch in Villingen-Schwenningen schilderte.

Ich befürchte, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Morddrohungen gegen christliche Konvertiten, die diese sich immer wieder in ihren Heimen anhören müssen, irgendwann auch einmal in die Tat umgesetzt werden. Diejenigen, die sich in dieser Weise gegenüber christlichen Konvertiten verhalten (und dies sind erheblich mehr, als ich es noch vor einigen Monaten selber für möglich gehalten hätte!), werden sich sicher auch nicht dadurch beeindrucken lassen, dass sie irgendwelche Bekenntnisse oder Erklärungen unterschreiben müssen. Die Problematik ist ja auch mittlerweile längst nicht mehr auf die Heime selber beschränkt: Eines unserer Gemeindeglieder wurde vor einiger Zeit auf dem Alexanderplatz von einer Gruppe arabischsprachiger junger Männer zusammengeschlagen, als diese sein Taufkreuz um den Hals sahen und ihn darauf ansprachen, weshalb er als Iraner Christ sei. Und von einer afghanischen Familie in Fürstenwalde weiß ich, dass sie sehnsüchtig auf den Abschluss ihres Asylverfahrens warten, um in die Anonymität der Großstadt Berlin ziehen zu können, weil ihre Konversion zum christlichen Glauben in der muslimischen Community der Stadt bekannt geworden ist und sie nun auch schon auf der Straße von Muslimen auf ihre Konversion angesprochen und bedroht werden, nachdem sie nunmehr nicht mehr in einem Asylbewerberheim wohnen.

Selbstverständlich verhalten sich nicht alle muslimischen Asylbewerber so gegenüber christlichen Konvertiten – und selbstverständlich sind erst recht nicht alle muslimischen Asylbewerber potentielle IS-Terroristen. Ich habe es allerdings bei Besuchen in Heimen wiederholt erlebt, dass mir Gemeindeglieder zuraunten, ich solle vorsichtig sein, die Person, die gerade auf uns zukäme, sei ein offener IS-Sympathisant. Und ein Gemeindeglied aus dem Heim in Gransee berichtete mir, dass bei einer Willkommensfeier für die neuen Heimbewohner von diesen gleich Jihad-Kampflieder angestimmt worden seien – was die Verantwortlichen aber natürlich nicht verstehen konnten und für nette Folklore hielten … Ein pakistanischer Christ aus unserer Gemeinde, der im Heim in Hennigsdorf lebt, erzählte mir von Gesprächen von Landsleuten in seinem Heim, die er mitgehört hat, in denen diese sehr offen ihre tiefe Verachtung für die deutsche Gesellschaft zum Ausdruck brachten und deutlich machten, dass sie nie bereit sein würden, die Regeln dieser Gesellschaft für sich selber zu akzeptieren. Sie sagten aber auch ganz offen, dass sie nach außen hin natürlich so tun müssten, als ob sie dies täten…

Die Problematik hat sich gegenüber den vergangenen Jahren insofern verändert, als es nun nicht mehr einzelne Radikale sind, sondern größere Gruppen, die in vielen Heimen eine Atmosphäre der Bedrohung und der Angst schaffen, gegen die sich die christlichen Heimbewohner kaum zur Wehr setzen können und die man eben auch nicht mit Stammtischparolen, wonach eben alle, die solch ein Klima schaffen, gleich aus Deutschland herausgeworfen werden sollten, aus der Welt schaffen kann. Man kann dieses Klima der Bedrohung eben nur noch begrenzt einzelnen „Tätern“ zuschreiben. Ermittlungen dagegen scheitern in aller Regel daran, dass die muslimische Community, zu der in vielen Fällen eben auch Mitglieder des Wachschutzes zählen, zusammenhält und eine Überführung einzelner Täter praktisch unmöglich macht.

Ich habe mich lange gegen den Gedanken gewehrt, dass eine getrennte Unterbringung von christlichen und muslimischen Asylbewerbern die Lösung der Probleme sein könnte – nicht zuletzt auch, weil man dann Bewohner von „muslimischen“ Heimen, die sich dazu entscheiden, Christen zu werden, dann jeweils sehr schnell in ein anderes Heim verlegen müsste. Mittlerweile plädiere ich jedoch sehr deutlich für solch eine Trennung. Gewiss bedeutet dies ein Stück weit eine Kapitulation davor, dass muslimische Asylbewerber es geschafft haben, in nicht wenigen Heimen ihre eigene Parallelgesellschaft zu schaffen. Doch es wäre noch viel unverantwortlicher, christliche Konvertiten weiterhin zu Versuchskaninchen für weltfremde Toleranzexperimente in den Asylbewerberheimen zu machen. Solange der Staat nicht dazu in der Lage ist, mit einem Großaufgebot von Sozialarbeitern die Probleme in den Heimen (und auch später außerhalb der Heime!) anzugehen, ist es unverantwortlich, die Christen in den Heimen weiter weitgehend schutzlos einer Atmosphäre von Angst und Bedrohung auszusetzen. Diese Menschen haben sich vom Islam aufgrund von furchtbaren Erfahrungen, die sie mit ihm in der Vergangenheit gemacht hatten, abgewandt. Nun müssen sie erleben, dass sie hier in den Heimen genau dies wieder einholt, wovor sie geflohen sind. Die psychischen Verletzungen, die sie aufgrund dieser Erfahrungen erleiden, wiegen noch sehr viel schwerer als die körperlichen Wunden, die ihnen hier und da in den Heimen zugefügt werden. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass es hier in Deutschland nicht wenige Bereiche gibt, in denen es Christen nicht möglich ist, sich öffentlich als Christen zu erkennen zu geben und ihren Glauben zu leben, sondern in denen sie ihren Glauben verstecken müssen. Ich halte dies für einen Skandal, der sich aber nicht dadurch beseitigen lässt, dass politisch Verantwortliche vollmundig erklären, „dies dürfe nicht sein“…

Ich werde nicht aufhören, über diese Verfolgung von Christen, die sich hier in unserem eigenen Land abspielt, auch weiter in der Öffentlichkeit zu berichten, wie mir dies möglich ist, bis diese Problematik nicht weiter von den Verantwortlichen in unserem Land ignoriert, sondern wirksam angegangen wird. Verfolgte Christen dürfen nicht länger „Kollateralschäden“ deutscher und europäischer Flüchtlingspolitik sein, wie wir dies zurzeit in vielfältiger Weise erleben – eben auch ganz direkt am Schicksal so vieler unserer Taufbewerber und Gemeindeglieder.

Pfarrer Dr. Gottfried Martens
Berlin, den 13. Dezember 2015

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