Maykel Castillo Pérez
Der Musiker organisierte unter dem Künstlernamen „El Osorbo“ Konzerte gegen die Zensur des kubanischen Kultusministeriums und äußerte sich regimekritisch in sozialen Medien. Nach seiner Untersuchungshaft seit 18. Mai 2021, in Pinar del Río, wurde er am 24. Juni 2022 zu neun Jahren Haft verurteilt. Der Prozess fand unter großer Geheimhaltung und dem Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Musiker zu neun Jahren Haft verurteilt
Maykel Castillo Pérez (1983) ist ein kubanischer Musiker und Co-Produzent des Musiktracks „Patria y Vida“, der stellvertretend für den Kampf für Freiheit und Demokratie in Kuba und weltweit wurde. Er ist Mitglied der San Isidro-Bewegung, die sich gegen die Zensur von Kunst und Musik durch die kubanische Regierung einsetzt. Gemeinsam mit seiner Freundin und Kunstlehrerin Anamely Ramos hat er eine Tochter. Wegen ihrer Erziehung entgegen der Vorstellungen der kubanischen Führung wurde ihnen der Entzug des Sorgerechts angedroht.
Castillo Pérez wurde seit dem 18. Mai 2021 unter dem Vorwurf der „Öffentlichen Unruhe“ und „Widerstand gegen Polizeibeamte“ in Untersuchungshaft festgehalten. Zwei Wochen lang galt er als verschwunden, weswegen unter anderen das Komitee der Vereinten Nationen gegen Verschwindenlassen (UN Committee on Forced Disappearance) die kubanische Regierung aufforderte, seinen Standort preiszugeben. Mit Hilfe einer Klage fand seine Familie heraus, dass El Osorbo zu einem Gefängnis in Pinar del Río, 160km von Havanna entfernt, gebracht wurde.
„El Osorbo“ wird seit ca. Ende November 2021 in Einzelhaft gehalten. Das kubanische Regime hat ihn dafür bestraft, dass er der Öffentlichkeit für die Unterstützung gedankt hat, die er trotz seiner Haftstrafe erhält. Maykel „Osorbo“ gewann am 18. November 2021 zwei Latin Grammy Awards für die Co-Produktion des oppositionellen kubanischen Hits „Patria y Vida“: Der Song gewann in den Kategorien Song of the Year und Best Urban Song. Kurz darauf steckten ihn die Behörden des Gefängnisses von Pinar del Rio in eine Isolierzelle und verweigern ihm seitdem das Recht, Telefonate zu führen.
Nach 10 Monaten unfairer Haft hat das kubanische Regime am 14. März 2022 endlich den Prozess gegen „El Osorbo“ eingeleitet. „El Osorbo“ wird seit Monaten isoliert festgehalten, ohne Besuchsrecht und mit sehr eingeschränktem Zugang zu Telefongesprächen. Sein Gesundheitszustand ist stark verschlechtert.
Am 30. und 31. Mai fand der Prozess dann unter großer Geheimhaltung und strengen Sicherheitsmaßnahmen statt. Die ausländische Presse, Diplomaten und Vertreter von Nichtregierungsinstitutionen oder -organisationen durfen ihm nicht beiwohnen. Dies veranlasst dazu, die Legitimität des Prozesses in Frage zu stellen.
Osorbo wurden Ungehorsam, Terrorismus, Angriffs der öffentlichen Ordnung und Verleumdung öffentlicher Institutionen, Helden und Märtyrer vorgeworfen. Dafür ist er am 24. Juni 2022 zu neun Jahren Haft verurteilt worden.
Haftstrafe aufgrund eines Konzertes
Nach mehreren kurzweiligen Verhaftungen organisierte El Osorbo im September 2018 ein Konzert, um gegen die repressiven Gesetze und die Zensur auf der Insel zu protestieren. Für Konzerte und künstlerische Veranstaltungen auf Kuba wird die Erlaubnis des Kultusministers benötigt, wodurch nur regimetreue Kunst vorgeführt werden kann. Aufgrund dessen wurde er am 25. September 2018 unter der Anschuldigung eines „mutmaßlichen Angriffsdelikts“ verhaftet. Im selben Jahr protestierte er gegen seine Inhaftierung im Gefängnis, indem er sich den Mund zunähte. Im April 2019 wurde er zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt.
5 Verhaftungen in einem Jahr
2020 wurde Castillo Pérez erneut mehrfach verhaftet. Einmal im März, dann im April, zweimal im August und einmal im Dezember. Grund für die Festnahmen waren kritische Äußerungen in sozialen Medien über die Covid-19 Politik der Regierung, zum Beispiel über den Umgang mit der nach Kuba gesandten humanitären Hilfe. In Kuba ist es strafbar sich in internationalen Medien gegen die Interessen des Staates auszusprechen. Dazu gehört auch, negativ über die Lage in Kuba in den sozialen Medien zu berichten. Im Dezember 2020 wurde er daher wegen „Computerisierung der kubanischen Gesellschaft“ angeklagt, verhaftet und nach einer Geldstrafe von 150 kubanischen Pesos (etwa 4,58 Euro) wieder freigelassen.
Solidarität mit politischem Gefangenen Denis Solis
Im Januar 2021 wurde El Osorbo erneut kurzzeitig festgenommen, nachdem er die Planung eines Konzerts zur Unterstützung des Rappers und politischen Gefangenen Denis Solis angekündigt hatte. Anfang März 2021 folgten zwei weitere Verhaftungen, die Ausdruck von Schikane durch die Polizei waren. Einen Monat später wurde er von unbekannten Zivilisten verprügelt, während die Polizei lediglich zuschaute und Aufnahmen machte.
Das Gefängnis, in dem Castillo Pérez seit seiner letzten Verhaftung am 18. Mai 2021 sitzt, wurde wegen Covid-19 für Besucher geschlossen. Das erschwert seiner Familie und seinen Freunden den Kontakt zu Castillo Pérez.
Stand: Juni 2022.