Michael Leh: Christenverfolgung in Ägypten
Kopten berichten auf Pressekonferenz in Berlin über ihre prekäre Lage
Ein Beitrag von Michael Leh
Um die Not und Bedrängnis der christlichen Kopten in Ägypten ging es bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und der „Evangelischen Allianz“ in Berlin. Auch die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Bundestages, die FDP-Abgeordnete Gyde Jensen, nahm daran teil. Außerdem der Präsident der „Europäischen Union koptischer Menschenrechtsorganisationen“ aus der Schweiz, Medhat Klada, sowie Hosny Bebawy, Vorsitzender der Koptischen Union in Wien.
Der Menschenrechtsausschuss reist im November an den Nil. Zuvor wird noch der Bundestagsausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung nach Kairo fahren. Der Menschenrechtsausschuss will sich mit Vertretern der Kopten und anderer Religionsgemeinschaften in Ägypten treffen werde, erklärte Jensen. Mit dem ägyptischen Botschafter sei sie bereits in engem Austausch über den Besuch. „Die Kanzlerin“, erklärte sie, „lobt ja den Umgang von Präsident al-Sisi mit den Kopten. Ich habe aber auch schon gehört, dass das vor Ort durchaus anders gesehen wird“. „Genau deshalb“, fügte sie hinzu, „reist der Ausschuss nach Ägypten – um sich aus erster Hand zu informieren“. Sie würde „sehr gerne auch Gefängnisse besuchen“. Auch wenn sie sich bewusst sei, dass man dabei keinen „tatsächlichen Eindruck“ von den Haftbedingungen bekomme.
Geplant sei ein Treffen mit Menschenrechtsverteidigern, darunter Vertretern des „Al-Nadeem-Zentrums für die Rehabilitierung von Opfern von Gewalt und Folter“. Das Zentrum unterhielt eine Spezialklinik für Opfer, die aber 2017 von der Regierung geschlossen wurde. Gyde Jensen will in Ägypten besonders die starken Restriktionen für die Zivilgesellschaft thematisieren.
Laut Auswärtigem Amt ist die Lage der Menschenrechte in Ägypten „äußerst besorgniserregend.“ Die Todesstrafe werde unter Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi wieder häufiger verhängt, seit Dezember 2017 auch vermehrt vollstreckt. Menschenrechtsorganisationen seien „in bisher ungekanntem Ausmaß Ziel von staatlichen Maßnahmen wie Kontosperrungen, Ausreiseverboten und Ermittlungen“. Menschenrechtsaktivisten würden zunehmend eingeschüchert und in einigen Fällen auch Opfer von „erzwungenem Verschwindenlassen durch die Staatssicherheit“. Laut Amnesty International ist Folter durch Sicherheitskräfte in Ägypten Alltag – mit Schlägen, Elektroschocks, Herausreißen der Fingernägel.