Neda Naji
Die iranische Frauenrechtsaktivistin Neda Naji wurde im Oktober 2022 zum wiederholten Mal verhaftet und vom Islamischen Revolutionsgericht unter anderem zu acht Monaten Haft und 60 Peitschenhieben verurteilt. Grundlage für das Urteil war ihre Teilnahme an den landesweiten Demonstrationen, die seit Mitte September letzten Jahres im Iran stattfinden.
Iranische Frauenrechtlerin als Strafe Ausgepeitscht
Die 1989 geborene Chemikerin Neda Naji setzt sich friedlich für Frauenrechte ein.
Am 2. Oktober 2022 wurde sie vor dem Kasra-Krankenhaus in Teheran verhaftet, nachdem sie an einer Demonstration teilgenommen hatte. Neda wurde wegen „Propaganda gegen die Islamische Republik“ und „Versammlung und geheime Absprache“ angeklagt und zu acht Monaten Haft, 60 Peitschenhieben und einer Geldstrafe von 150 Millionen Rial verurteilt. Des Weiteren wurde ihr ein zweijähriges Ausreise- und Handyverbot auferlegt. Während des Verfahrens wurde ihr das Recht auf einen eigenen Anwalt verweigert.
Erste Verhaftung
Am 1. Mai 2019 wurde Neda zusammen mit anderen Aktivisten von Sicherheitskräften auf einer Kundgebung zum Weltarbeitstag vor dem Parlament in Teheran festgenommen. Am 5. Dezember 2019 nach 218 Tagen im Gefängnis ohne Zugang zu einem Anwalt wurde sie vom Islamischen Revolutionsgericht in Teheran zu fünf Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Ihr wurden “Vereinigung und Absprache sowie Propaganda gegen das System”, “Störung der öffentlichen Ordnung” und “Missachtung der Befehle von Agenten” vorgeworfen. Anfang März 2020 wurde sie aus dem Gefängnis entlassen und befand sich bis zu ihrer erneuten Verhaftung Anfang Oktober 2022 im Hafturlaub.
Zu Beginn wurde Neda in das Qarchak-Gefängnis im Süden von Teheran gebracht, nachdem sie unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten wurde. Die Aufseher des Qarchak-Gefängnisses in Varamin schlugen Neda, weil sie keinen Schleier trug. Außerdem forderten sie andere Gefangene dazu auf, Neda zu schlagen und zu misshandeln. Seitdem sind ihre Augen geschädigt. Insbesondere politische Gefangene leiden massiv unter den sehr schlechten Verhältnissen im Qarchak-Gefängnis und den Demütigungen des Personals. Um mehr Druck auf sie auszuüben, werden sie zusammen mit suchtabhängigen und gefährlichen Tätern inhaftiert. Um gegen die Verletzung der Rechte weiblicher politischer Gefangener durch Gefängnisbeamte zu protestieren, verweigerte Neda im Juli 2019 den Besuch ihrer Familie für viele Wochen.
Anderes Gefängnis statt Freilassung
Der reformorientierte Abgeordnete Mostafa Kavakebian forderte die Freilassung der am 1. Mai 2019 Inhaftierten und allen Mitstreitern, die zusammen mit ihr auf der Kundgebung vor dem Parlament protestierten. Stattdessen wurde sie am 1. August in das Evin-Gefängnis gebracht. Im September 2019 veröffentlichten sie und drei weitere politische Gefangene, Sanaz Allahyari, Asal Mohammadi und Marzieh Amiri, einen Brief, in dem sie schrieben, dass sie trotz der schwierigen Haftbedingungen, die Hoffnung auf Gerechtigkeit und eine bessere Zukunft in ihrem Land nicht verlieren werden.
Stand: April 2023