Ramy Kamil

Der Menschenrechtler Ramy Kamil war von November 2019 bis Januar 2022 im für Folter berüchtigten Tora-Gefängnis in Kairo gefangen. Er ist bekannt für seinen Einsatz für die koptische Minderheit, die in Ägypten massiver Verfolgung ausgesetzt ist.
Nach über zwei Jahren aus der Haft entlassen
Ramy Kamil, geboren am 21. Juni 1986, ist ein bekannter ägyptischer Bürgerrechtler und Gründungsmitglied sowie Koordinator der Menschenrechtsgruppe „Maspero Youth Union“, die sich für die Verwirklichung des Rechts auf Religionsfreiheit von koptisch-othodoxen Minderheiten in Äqypten einsetzt. Etwa 90 Prozent der rund 97 Millionen Einwohner Ägyptens sind Muslime. Die schätzungsweise bis zu zehn Millionen orthodoxen Kopten bilden die größte Kirche. Ramy studierte Jura und ist von Beruf Schneider. Er versorgte mit seinem Einkommen seine gesamte Familie, die aus seiner Mutter und seinen zwei Schwestern sowie deren zwei Töchtern besteht. Seit dem 24. November 2019 war Ramy im für Folter berüchtigten Tora-Gefängnis in Haft. Am 9. Januar 2022 kam er nun nach über zwei Jahren aus dem Gefängnis frei.
Festnahme und Haftbedingungen
Der Bürgerrechtsaktivist wurde am 23. November 2019 durch die ägyptische Kampfgruppe der „Nationalen Sicherheitskräfte“ festgenommen. Als Gründe für seine Verhaftung wurden “Beitritt und Finanzierung einer terroristischen Vereinigung”, “Störung des öffentlichen Friedens” und “Aufbringen seiner Mitbürger gegen den Staat” genannt. Bei seiner Festnahme wurde Ramy untersagt, seine Medikamente mitzunehmen sowie einen Anwalt zu sprechen. Zudem wurden sein Smartphone, sein Laptop, seine Kamera und einige seiner Bücher konfisziert. Rami Kamil wurde nach seiner Verhaftung für mehr als 24 Stunden an einen unbekannten Ort gebracht. Während eines Verhörs im Anschluss an seine Verhaftung wurde Rami physischem und psychischem Druck ausgesetzt. Seine Anwälte werfen den Sicherheitskräften vor, ihn gefoltert zu haben. Am 24. November 2019 tauchte er bei einem Verhör der Staatsanwaltschaft wieder auf und wurde am selben Tag in das Tora-Gefängnis verlegt, wo ihm Familienbesuche verweigert wurden. Am 2. Dezember 2019 wurde er von der Obersten Staatsanwaltschaft in Kairo in Präventivhaft genommen.
Schikane für Menschenrechtler in Ägypten
Ramy Kamil gründete die Menschenrechtsorganisation „Maspero Youth Union“ in der Folge des Massakers vom Masperoplatz im Oktober 2011. Ägyptische Soldaten töteten zwei Dutzend friedliche DemonstrantInnen, die gegen die Zerstörung einer Kirche in Oberägypten protestierten. Ramy setzt sich für die Gleichberechtigung der christlichen Minderheit in Ägypten sowie einen wirksameren Schutz derselben vor extremistischer Gewalt ein. Er begleitete im Herbst 2018 die UN-Sonderberichterstatterin Leilani Farha in Kairo und im Gouvernement Al-Minya zur Unterstützung durch Terror vertriebener Kopten. Ramy Kamil ist von den ägyptischen Behörden häufig schikaniert worden. Zwei Wochen vor seiner Verhaftung wurde Ramy zudem vom Geheimdienst angerufen und zu seiner Menschenrechtsarbeit befragt.
Die Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit ist in dem Land stark eingeschränkt und es kommt immer wieder zu willkürlichen Verhaftungen von politisch aktiven Menschen. Die Polizei geht mit exzessiver Gewalt gegen Regierungskritiker und führende Persönlichkeiten in der Opposition vor. Oft kommt es vor, dass politische Häftlinge nach ihrer Festnahme verschwinden oder in unfairen Gerichtsverfahren zu langen Haftstrafen oder Todesurteilen verurteilt werden. Immer wieder wird von Folter und sexuellem Missbrauch in Hafteinrichtungen berichtet und von Todesfällen von festgenommenen Zivilisten.
Stand: März 2022.