Eine Steinigung unter der Herrschaft der Taliban

Während der Herrschaft der Taliban wurde das gesamte öffentliche Leben von ihnen kontrolliert.

Die Afghanin Safora Walid gehört der afghanischen Frauenorganisation Rawa an, die im Jahr 1977 gegründet wurde. Sie war Zeugin einer Steinigung unter der Herrschaft der Taliban in Kabul:

„Es heißt, die Taliban hätten die Menschen gezwungen, zu den öffentlichen Hinrichtungen in die Sportstadien zu kommen.Die meisten sollen verzweifelt gewesen sein, manche aber auch gejubelt haben.

Diese öffentlichen Bestrafungen hat es in Kabul und allen anderen größeren Städten gegeben. Eine Woche vorher wurde bekannt gegeben, dass jene Frau oder jener Mann im Stadion bestraft werden wird, dass die Hände abgeschnitten werden etwa, und dass alle zu kommen haben. Es wurden sogar Menschen von der Straße aufgegriffen und hingebracht, damit sie sich das anschauen. Einmal war ich selbst im Stadion, als eine Frau gesteinigt wurde. Die Kabuler haben alles andere als gejubelt, die meisten Frauen haben geweint, sie haben Gott angerufen, ihn angefleht und sich zu ihm bekehrt, auch viele Männer und Jungen haben geweint. Gejubelt haben nur die Taliban. Sie haben sich unter die Leute gemischt, und sie hatten Peitschen dabei. Keiner konnte etwas sagen, man wurde sofort geprügelt.“

Zitiert aus: Berliner Zeitung, 22. Dezember 2001: Viele sind wirklich verrückt geworden, Ein Gespräch mit einer Aktivistin der afghanischen Frauen-Selbsthilfeorganisation Rawa. Rubrik: Feuilleton

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