Belarussische Oppositionsführerin in Berlin

Swetlana Tichanowskaja bei Belarussinnen und Belarussen auf dem Gendarmenmarkt in Berlin. Bild: Michael Leh

Swetlana Tichanowskaja: „Bitte schreibt den Gefangenen!“

Die belarussische Oppostionsführerin Swetlana Tichanowskaja wurde bei ihrem Besuch in Berlin am 13. Dezember 2020 begeistert von hunderten Landsleuten auf dem Gendarmenmarkt empfangen. Sie unterstrich die Bedeutung der belarussischen Diaspora für die Demokratie- und Freiheitsbewegung in Belarus. „Ich weiß, dass Ihr ganz genau versteht, was gerade in Belarus geschieht. Ihr verfolgt jede unserer Aktionen, aber auch jedes Verbrechen des Regimes.“

Die Menschen in Belarus hätten heute Angst: „Ihre Möglichkeiten, die Instrumente im Kampf gegen die Diktatur sind begrenzt.“ So viele Menschen seien im Gefängnis, „jeden Moment kann die  Polizei in Privatwohnungen eindringen“. „Wenn solche schrecklichen Dinge in Belarus passieren“, fügte sie hinzu, „ist es Eure Aufgabe, für die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit zu sorgen und Staaten zu klaren Aussagen darüber zu bewegen, was bei uns vor sich geht“. Und: „Ihr müsst noch lauter deutlich machen, welche Hilfe notwendig ist. Hier zu kämpfen ist nicht gefährlich, ihr lebt in demokratischen Ländern. Die Menschen in Belarus sind müde, sie brauchen Eure Unterstützung  jetzt noch mehr. Bitte sorgt dafür dass, dass Belarus in dieser wichtigen Zeit nicht vergessen wird. Der Druck von außen ist enorm wichtig.“

Tichanowskaja erklärte außerdem: „Ich habe noch eine große Bitte: Schreibt Briefe, schreibt an die politischen Gefangenen und Inhaftierten. Sie freuen sich zum Teil wirklich wie kleine Kinder, wenn sie Post bekommen, man kann es sich kaum vorstellen. Es ist enorm wichtig. Nehmt Euch vor: Einmal in der Woche schreibt jeder eine Karte, damit die Menschen wissen, dass sie nicht vergessen werden.“

Der evangelische Pastor Kai Feller begrüßte Swetlana Tichanowskaja auf dem Gendarmenmarkt mit den Worten: „Sie haben Unglaubliches für Ihr Land geleistet.“ Feller attestierte der belarussischen Oppositionsführerin, die im litauischen Exil lebt,  „Integrität, Klarheit, Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit“. Immer wieder erinnere sie nicht nur an das Schicksal ihres inhaftierten Ehemannes Sergej, sondern auch an „all die anderen Geiseln in der Gewalt des Diktators“ Lukaschenka. Ihr Ehemann im Gefängnis stärke ihr dabei auch immer noch den Rücken, indem er sie bitte, „keine Rücksicht auf ihn zu nehmen, sondern sich für alle politischen Gefangenen einzusetzen, bis sie befreit sind“.

Bei einem ökumenischen Gebet für Frieden und Freiheit in Belarus im Berliner Dom erklärte der katholische Erzbischof Heiner Koch: “Ihr seid in Belarus nicht allein, wir stehen zu Euch.“ Seit den Präsidentschaftswahlen am 8. August habe es in dem Land 30 000 Verhaftungen gegeben. „Wir in Deutschland“, erklärte Koch, „lernen in diesen Tagen von den Menschen in Belarus, wie wertvoll Demokratie und Meinungsfreiheit sind, und wie wenig selbstverständlich wir diese erachten dürfen“. Er fügte hinzu: „Und wir lernen, dass Kirche mutig sein muss und bereit Stellung zu beziehen, wo Menschenwürde und Menschenrechte mit den Füßen getreten werden.“

Michael Leh

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