DNA-Datenbank von Tibetern

Bereits Kinder stehen unter Generalverdacht und werden erkennungsdienstlich behandelt – IGFM kritisiert massive Eingriffe in die Privatsphäre und betont das Recht auf körperliche Unversehrtheit.
Totale Überwachung: China legt DNA-Datenbank von Tibetern an
Bereits Kinder stehen unter Generalverdacht und werden erkennungsdienstlich behandelt – IGFM kritisiert massive Eingriffe in die Privatsphäre und betont das Recht auf körperliche Unversehrtheit
Lhasa / Frankfurt am Main, 13. September 2022 – Wie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) aus unterschiedlichen Quellen erfahren hat, sammelt die Volksrepublik China im Rahmen von Polizeikontrollen – auch ohne Hinweise auf eine Straftat – massenweise DNA-Daten in Tibet. Offiziell heißt es, dass diese Praxis der besseren Aufklärung von Verbrechen diene. Die in Frankfurt ansässige Menschenrechtsorganisation vermutet jedoch ein systematisches Ausspähen der tibetischen Bevölkerung und befürchtet die missbräuchliche Nutzung der Daten.
„China professionalisiert die Auslöschung der tibetischen Kultur aus allen Ebenen. Die Sinisierung des annektierten Tibet ist das Ziel der totalitär herrschenden Kommunistischen Partei Chinas und sie wird immer umfassender. Seit Jahrzehnten wird die einheimische Bevölkerung unterdrückt und erleidet massivste Menschenrechtsverletzungen. Die DNA-Datenbank ist ein weiterer Schritt, um die Tibeter noch umfassender zu überwachen und zu kontrollieren. Bereits tibetische Kinder stehen unter Generalverdacht und werden erkennungsdienstlich behandelt. Die breit angelegte Sammlung dieser hochsensiblen Daten ist ein massiver Eingriff in die körperliche Unversehrtheit dieser Menschen. Die IGFM kritisiert dieses Vorgehen aufs Schärfste“, erklärt Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM.
In einigen Regionen Tibets mussten sogar Kindergartenkinder Blutproben zur DNA-Entnahme abgeben. In einer Gemeinde in der Provinz Qinghai wurde von allen Jungen ab dem fünften Lebensjahr DNA-Material gespeichert. Berichten zufolge werden die Tibeter nicht nach ihrem Einverständnis gefragt und können sich auch nicht weigern. Wie groß angelegt und von langer Hand geplant dieser Vorgang ist, zeigt die Tatsache, dass es bereits 2019 eine öffentliche Ausschreibung zum Aufbau eines regionalen DNA-Register in Tibet gab. In offiziellen Statements heißt es, dass diese Datenbank bei der Ergreifung Flüchtiger sowie beim Aufdecken illegaler Machenschaften helfe und zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitrage. China-Experten der IGFM bezeichnen dies als „dreiste Verschleierungstaktik, um die tibetische Bevölkerung nach und nach gläsern zu machen und medizinische Daten für politische Zwecke zu missbrauchen“.