Verschleppte Zivilisten 

Die Verschleppung und Gefangennahme von ukrainischen Zivilisten war und ist eines der drängendsten Probleme des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine. Das Ukrainische Einheitsregister für vermisste Personen unter besonderen Umständen verzeichnet derzeit etwa 42.000 vermisste Ukrainer, darunter Militärangehörige, ukrainische Zivilisten und Kinder (Stand: Juli 2024). Dabei könnte die Dunkelziffer deutlich höher liegen, weil in dem Register keine Personen vermerkt sind, die nicht offiziell als vermisst gemeldet wurden. Dazu zählen u.a. Personen, die keine Angehörigen haben oder in den besetzten Gebieten leben, wo es keinen Zugang zu den staatlichen ukrainischen Registern gibt. Das Schicksal tausender Zivilisten ist unklar, die IGFM steht in Kontakt mit Familien und setzt sich für die Freilassung ein.

Ukrainische Zivilgefangene

Olga Baranevska

Die 61-jährige Rentnerin und ehemalige Kindergärtnerin wurde unter einem falschen Vorwand von der russischen Polizei verhaftet und in verschiedenen Untersuchungsgefängnissen festgehalten.

Serhii Yukhnyk

Der 28-jährige studierte Jura und war seinem Umfeld als guter und aufgeschlossener Mensch bekannt. Seitdem er 2022 an einem Kontrollpunkt vom russischen Militär entführt wurde, gibt es keine Informationen über sein Schicksal.

Valery Panchuk

Valery ist Ex-Militär im Ruhestand und arbeitete als Hundetrainer bei der Nationalpolizei bis er vom russischen Militär entführt wurde. Sie hielten ihn in Folterkammern in Cherson und Simferopol gefangen, wo er täglich psychisch und physisch gefoltert wurde.

Mark Davydov

Der von der Krim stammende Familienvater Mark Davydov wollte 2019 der syrischen Zivilbevölkerung mit Geldüberweisungen helfen. Die russischen Besatzer der Halbinsel erfuhren davon und verhafteten ihn unter dem Vorwurf des „Terrorismus“. Er wurde zu 18 Jahren Haft verurteilt.

Russische Strafkolonien und Untersuchungsgefängnisse

Laut Aussagen des ukrainischen Menschenrechtsbeauftragten vom Juli 2024, werden mehr als 14.000 ukrainische Zivilisten, die von der russischen Armee illegal entführt wurden, in Gefangenenlagern in Russland oder in den besetzten Gebieten festgehalten – darunter etwa 2.000 Menschen über 65 Jahre.

Ukrainische Zivilgefangene wurden vom russischen Militär illegal und gewaltsam verschleppt und unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten. Sie werden schlecht ernährt, medizinisch nicht versorgt und schlafen auf dem Boden. Es kommt vor, dass sie im Schlaf von Ratten gebissen werden. Die Zivilgefangenen kehren teils mit schweren Verletzungen, Knochenbrüchen und Gehirnerschütterungen aus der Gefangenschaft zurück und berichten von physischem, sexuellem und psychischem Missbrauch.

Untersuchungsgefängnis Nr. 2 in Wjasma, Region Smolensk

Untersuchungsgefängnis Nr. 2 in Nowosybkow, Region Brjansk

Untersuchungsgefängnis Nr. 1 in Kursk, Region Kursk

Strafkolonie Nr. 4 in Alekseewka, Region Belgorod

Untersuchungsgefängnis Nr. 2 in Staryj Oskol, Region Belgorod

Untersuchungsgefängnis Nr. 3 in Belgorod, Region Belgorod

Strafkolonie Nr. 12 in Kamensk-Schachtinskij, Region Rostow

Untersuchungsgefängnis Nr. 1 in Rostow-na-Donu, Region Rostow

Strafkolonie Nr. 1 in Donskoj, Region Tula

Strafkolonie Nr. 6 in Nowomoskowsk, Region Tula

Gefängnis Nr. 2 („Wladimirskij Zentral“) in Wladimir, Region Wladimir

Strafkolonie Nr. 7 in Pakino, Region Wladimir

Strafkolonie Nr. 3 in Skopin, Region Rjasan

Strafkolonie Nr. 10 in Udarny, Republik Mordowien

Strafkolonie Nr. 8 in Ulan-Ude, Republik Burjatien

IGFM-Einsatz für ukrainische Zivilgefangene

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) setzt sich mit Öffentlichkeitsarbeit, Appellen und Patenschaften für ukrainische Zivilgefangene ein. Ende 2022 wandte sich die Schwester eines entführten Zivilisten an die IGFM, mit der Bitte, ihrem Bruder zu helfen. Das Ziel war und ist seitdem, auf die Situation der verschleppten Ukrainer und die Folter, der sie in russischer Gefangenschaft ausgesetzt sind, aufmerksam zu machen.

Um sich für die Freilassung der Zivilgefangenen einzusetzen, können Appelle an die russische Botschaft in Deutschland geschrieben und die sofortige Freilassung der Entführten gefordert werden. Je stärker der Druck der deutschen Gesellschaft auf die russischen Behörden ist, desto größer sind die Chancen, dass die Gefangenen die Gefangenschaft überleben. Die Briefe zeigen den russischen Behörden, dass die Gefangenen nicht vergessen sind und ihr Schicksal aufmerksam verfolgt wird.

Das Patenschaftsprogramm der IGFM verfolgt ebenfalls das Ziel, auf die Schicksale von politischen Gefangenen aufmerksam zu machen und den Druck auf Regierungen zu erhöhen. Dieses Programm wurde 2011 von der IGFM ins Leben gerufen und vermittelt Gefangene aus verschiedenen Ländern an Abgeordnete aus Deutschland, die sich mit einer politischen Patenschaft für ihre Freilassung einsetzen. Abgeordnete wie Martina Feldmayer, Moritz Körner, Max Lucks, Vanessa Gronemann, Beate Müller-Gemmeke und Sara Nanni setzen sich mit politischen Patenschaften für die Freilassung der ukrainischen Zivilgefangenen ein.

Die IGFM setzt sich gemeinsam mit Angehörigen der Zivilgefangenen für deren Freilassung ein.

Interview mit Liusiena Zinovkina, Ehefrau des verschleppten ukrainischen Zivilisten Kostiantyn Zinovkin

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