Kommentar: Wahlen im Zeichen des Terrors

Im Bild: der Präsidentschaftskandidat General Mohammadu Buhari, er verlor die Wahl gegen Goodluck Jonathan.

Nigerias Wähler haben sich mit deutlicher Mehrheit gegen die Wiederwahl des christlichen Präsidenten Goodluck Jonathan entschieden. Auch Millionen christlicher Wähler haben sich für den muslimischen Kandidaten General Mohammadu Buhari (Bild rechts) entschieden. Buhari war bereits von 1983 bis 1985 Präsident und durch einen Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Shehu Shagari an die Spitze des nigerianischen Staates gelangt. Er gilt als Nationalist und Mann des Militärs, stammt aus dem Nordstaat Katsina, ist Muslim und Fulani.

Bei den letzten Präsidentschaftswahlen 2011 standen dieselben Kandidaten zur Wahl. Damals siegte Goodluck Jonathan und nach der Bekanntgabe des Ergebnisses kam es zu blutigen Unruhen zwischen den verfeindeten Anhängerschaften. Über 800 Menschen fanden dabei den Tod. Viele Wähler gaben auch in Erinnerung daran ihre Stimme im Zeichen der Angst ab. Es ist das Verdienst beider Kandidaten, wenn sich die die gewalttätigen Ausschreitungen von 2011 im Jahr 2015 nicht wiederholen.

Den nigerianischen Wählern ist vor allem wichtig, dass Buhari seine Wahlversprechen wie Bekämpfung der Korruption und Beendigung des Terrors einhalten wird. Nach dem Putsch vom 1983 hat der heute 76jährige pensionierte General schon einmal die Korruption zu seinem Thema gemacht. Er blieb dabei erfolglos. Buhari ist seither vier Mal als Präsidentschaftskandidat angetreten. Dabei hat er den Wählern teilweise gegensätzliche Versprechen gemacht. Das Thema Terrorbekämpfung hat nun den Ausschlag gegeben, dass sich die Wähler im vierten Anlauf für ihn entschieden haben.

Als Vertreter der traditionellen Fulani-Elite ist er persönlich durch Boko Haram herausgefordert. Er hat im Wahlkampf hervorgehoben, dass Boko Haram vergeblich versucht habe, ihn durch einen Mordanschlag auszuschalten. Nur er könne das Problem des Terrorismus beenden. Dafür benötige er nach seiner Wahl sechs Monate Zeit. Viele Wähler hat dies überzeugt. Sie trauen Buhari eher zu, den Terror zu beenden, als dem bisherigen Präsidenten. Der Christ Goodluck Jonathan hatte Boko Haram seit Jahren erfolglos bekämpft hat. Welche Rolle dabei hohe Militärs spielten, ist ungeklärt.

Welche Bedeutung hatte die Religionszugehörigkeit der Kandidaten?

Buharis Religionszugehörigkeit war für die Wähler von großer Bedeutung, denn einem Moslem und Militär aus dem Norden wird bei der Bekämpfung der Islamisten in eben diesem Norden mehr Durchsetzungskraft zugetraut. Der General im Ruhestand hat auch kein Problem mit der Scharia als Rechtsordnung in den nördlichen Staaten der Bundesrepublik Nigeria. Darin und in seinem Frauenbild stimmt er mit den Wegbereitern und verdeckten Unterstützern von Boko Haram überein.

Ob es dem neuen Präsidenten gelingt, den Terror im Nordosten Nigerias zu beenden ist äußerst ungewiss. Einerseits ist es schwer, die Geldquellen von Boko Haram auszutrocknen. Andererseits ist die Terrormiliz ideologisch gestärkt, seit sie mit dem IS verbunden ist. Zudem verfügt Boko Haram durch Menschenhandel, Banküberfälle und Plünderungen über eigene Einnahmen. Die Terrormiliz hat neben der islamistischen aber auch eine soziale Komponente und bekämpft nicht nur Christen sondern auch die Vorherrschaft der nordnigerianischen Fulani-Elite, der Präsident Buhari zuzurechnen ist.

Was wird aus den verschleppten Mädchen?

Das Schicksal der 276 Schulmädchen von Chibock, die vor einem Jahr von Boko Haram verschleppt worden waren und weiterer hunderte verschleppter Mädchen und Frauen bleibt ungelöst. Etliche der Opfer dürften nicht mehr leben, andere ins Ausland verkauft oder mit Boko Haram Kämpfern zwangsverheiratet worden sein. Da Präsident Buhari für sein frauenverachtendes Menschenbild bekannt ist, wäre es eine große Überraschung, wenn er sich gerade für die Befreiung zwangsislamisierter Mädchen stark machen würde.

Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM

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