Zum Weltfrauentag am 8. März

Sie sind Opfer von Gewalt, Isolation und Unrechtsjustiz: Frauen, die sich im Iran, in Kuba und Belarus für ihre Recht einsetzen, sich gegen Missstände engagieren oder auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen.

Viele Frauen sind in Ländern, in denen Demokratie und Achtung der Menschenrechte nicht gelebt werden, mit Unterdrückung konfrontiert. Von links nach rechts: Saily Navarro (Kuba), Nahid Taghavi (Iran), Aymara Nieto (Kuba), Narges Mohammadi (Iran), Katsiaryna Andreeva und Maria Kolesnikowa (Belarus).

Unschuldige Frauen in den Gefängnissen der Diktatoren

IGFM fordert Freilassung aller Bürgerrechtlerinnen weltweit 

Frankfurt am Main, 7. März 2022 – Sie sind Opfer von Gewalt, Isolation und Unrechtsjustiz: Frauen, die sich im Iran, in Kuba und Belarus für ihre Recht einsetzen, sich gegen Missstände engagieren oder auf Menschenrechtsverletzungen aufmerksam machen. Oft werden sie willkürlich inhaftiert und ohne fairen Prozess zu teils hohen Haftstrafen verurteilt. Anlässlich des Weltfrauentags am 8. März macht die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) auf diese Frauen aufmerksam und ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich für deren sofortige Freilassung einzusetzen.

Wir denken am diesjährigen Weltfrauentag besonders an die vielen namenlosen Frauen in der Ukraine, die zusammen mit ihren Kindern vor dem Krieg fliehen und um das Leben ihrer kämpfenden Männer fürchten müssen oder die als waffenlose Zivilistinnen selbst Opfer der militärischen Aggression gegen Wohngebäude, Kindergärten oder Schulgebäude werden, so die IGFM.

Zur IGFM-Ukraine-Spendenaktion

Die in Frankfurt ansässige NGO stellt aus Anlass des Weltfrauentages sechs inhaftierte Menschenrechtlerinnen exemplarisch vor.

Iran: Frauenrechtlerinnen Nahid Taghavi und Narges Mohammadi unschuldig hinter Gittern

Seit mittlerweile über 500 Tagen befindet sich die Deutsch-Iranerin Nahid Taghavi in politischer Gefangenschaft im Iran. Die 67-jährige Architektin wurde mehr als 1.000 Stunden verhört, leidet unter den unmenschlichen Haftbedingungen und der sechs Monate andauernden Isolation. Trotz deutscher Staatsbürgerschaft wird ihr die konsularische Betreuung durch die Deutsche Botschaft verweigert. Nahid Taghavi setzt sich seit Jahren für Menschenrechte im Iran ein – insbesondere für Frauenrechte und Meinungsfreiheit. Am 16. Oktober 2020 wurde die 67-Jährige in ihrer Wohnung in Teheran festgenommen und schließlich wegen „Mitgliedschaft in einer illegalen Gruppe“ zu zehn Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.

Narges Mohammadi, die ehemalige Vizepräsidentin und Sprecherin des Zentrums für Menschenrechtsverteidiger im Iran, war am 17. November 2021 erneut verhaftet und ins Qarchak-Gefängnis südlich von Teheran gebracht worden. Die zweifache Mutter war erst im Oktober 2020 nach mehr als acht Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden. Am 23. Januar 2022 wurde die Trägerin des Menschenrechtspreises der Stadt Weimar erneut zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt. Anfang März 2022 wurde ihr für einen dringend notwendigen medizinischen Eingriff Hafturlaub gewährt. Sie litt unter akuter Atemnot als Folge eines verstopften Herzgefäßes. Narges Mohammadi setzt sich seit Jahren gegen die Todesstrafe und für Frauenrechte im Iran ein und wurde dafür mehrere Male verhaftet sowie verurteilt.

Kuba: Aymara Nieto Muñoz und Saily Navarro, zwei inhaftierte „Damen in Weiß“

Die Kubanerin Aymara Nieto Muñoz ist Mitglied der kubanischen Bürgerrechtsbewegungen „Damen in Weiß“ und „Unión Patriótica de Cuba“ (UNPACU). Die im Jahr 1977 geborene Bürgerrechtlerin wurde im Mai 2018 in Havanna festgenommen und verbüßt seitdem eine vierjährige Haftstrafe. Aktuell wird die dreifache Mutter im Bética-Gefängnis in der ostkubanischen Stadt Las Tunas festgehalten. Am 22. Februar 2022 fügte die kubanische Justiz ihrer Verurteilung fünf weitere Jahre hinzu, so dass sie nun insgesamt neun Jahre absitzen muss. Sie wird unter anderem beschuldigt, einen Aufstand organisiert zu haben.

Saily Navarro, Tochter des Bürgerrechtlers und des Vorstands der Kuba-Sektion der IGFM, ist am 2. März 2022 vom Volksgericht von Jovellanos (Provinz Matanzas) zu acht Jahren Gefängnis verurteilt worden. Sie engagiert sich bei den „Damen in Weiß“ und wurde selbst zur politischen Gefangenen, als sie die Verhaftung ihres Vaters anzeigte. Felix Navarro war am 12. Juli 2021 unter dem Vorwurf der „öffentlichen Ruhestörung” festgenommen worden, als er sich bei der Polizei nach Freunden erkundigte, die im Zuge der landesweiten Protesten am 11. Juli 2021 verhaftet worden waren. Saily Navarro sitzt im Gefängnis La Belloté in Matanzas ein.

Die „Damen in Weiß“ („Damas de Blanco“) sind die international bekannteste Bürgerrechtsbewegung Kubas. Sie gründeten sich im Jahr 2003, als im so genannten kubanischen „schwarzen Frühling“ 75 Bürgerrechtler und unabhängige Journalisten willkürlich verhaftet wurden. Das Europäische Parlament zeichnete die „Damen in Weiß” im Dezember 2005 für ihren couragierten Einsatz für die Menschenrechte mit dem Sacharow-Preis für Geistige Freiheit aus.

Belarus: Katsiaryna Andreeva und Maria Kolesnikowa aus politischen Gründen festgenommen

Die belarussische Journalistin Katsiaryna Andreeva ist eine von aktuell über 80 Frauen, die wegen politischer Gründe in Belarus in Haft sind. Sie wurde am 15. November 2020 zusammen mit ihrer Kollegin Darya Chultsova festgenommen, weil sie live über das gewaltsame Vorgehen von Sicherheitskräften gegen friedliche Demonstranten berichtet hatten. Am 18. Februar 2021 wurde sie schließlich zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Am 6. September 2021 wurde Maria Kolesnikowa zu einer Haftstrafe von elf Jahren wegen „Verschwörung zur Machtergreifung“, „Gründung und Führung einer extremistischen Organisation“ und der „Nutzung von Massenmedien entgegen der nationalen Sicherheit“ verurteilt. Sie unterstützte Swetlana Tichanowskaja, war Präsidialmitglied des Koordinierungsrates der belarussischen Opposition und gründete am 31. August 2020 die Partei „Bmecte“. Ab September 2020 saß sie in Untersuchungshaft und einen Monat später erhielt sie zusammen mit allen Mitgliedern der Opposition den Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments.

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